R-Evolution im Schöpfungsbericht
»Dies ist der Stammbaum von Himmel und Erde!« (Genesis 2,4)
Neue Einsichten in die Genesis durch eine wissenschaftliche Auslegung des Originaltextes der Bibel
Inhalt
Der »Urknall« ist eine christliche Idee!
Trotzdem: Millionen-Stau vor dem Eingang zur Bibel
Gefunden: Der Schlüssel zum Verständnis des Schöpfungsberichtes!
»Dies ist der Stammbaum von Himmel und Erde …« (Genesis 2:4)
Die Tohuwabohu-Katastrophe
Mangel, Monster und Krieg im Schöpfungsbericht
Von der »Ursuppe« bis zur Menschheit
Der Stammbaum des Lebens unter Gottes Fittichen
Landtier und Gottes Ebenbild
Die Abstammung und die Erschaffung der Menschheit
Genetische Beweise für die Abstammung des Menschen
Biblische und naturwissenschaftliche Beweise
Die Tage im Schöpfungsbericht waren lange Zeiträume
Ohne Abstammung kein Heil!
Herkunft und Zukunft der Menschheit
Der »Urknall« ist eine christliche Idee!
»Im Anfang schuf Gott …« (Genesis 1:1)
»Die säkulare Wissenschaft ist immer davon ausgegangen, dass das Universum ewig ist. Gottgläubige mussten einfach sagen: ›Also gut, selbst wenn das Universum statisch zu sein scheint, hat es trotzdem einen Anfang gehabt, als Gott es schuf.‹ Die Entdeckung des 20. Jahrhunderts, dass das Universum kein unveränderliches, ewiges Gebilde ist, war für säkulare Denker ein völliger Schock. Sie kam völlig unerwartet.« (Lee Strobel: »Indizien für einen Schöpfer«, Seite 143).
Und von einer unerwarteten Seite kommt folgende Aussage:
»Es war ein Mann Gottes, der auf die Idee mit dem Urknall kam. Er veröffentlichte im Wissenschaftsmagazin ›Nature‹ eine phantastisch klingende Hypothese: Vor Äonen, so der Priester, explodierte ein ›Uratom‹, aus dem dann Raum, Zeit und Materie entstanden seien. Die Himmelsforscher waren entsetzt. Ihr gottesfürchtiger Kollege musste sich irren. Unter allen Umständen wollten sie in ihren kosmologischen Modellen so etwas wie einen Schöpfungsakt vermeiden. Doch der Priester behielt recht. Heute zweifelt kaum noch ein Astronom daran, dass alles einmal mit einem großen Knall angefangen hat.« (O. Stampf, DER SPIEGEL 2/2002, Seite 148)
Der Urknall ist also keinesfalls eine atheistische Erfindung, um Gott zu ersetzen, sondern eine wissenschaftliche Entdeckung, die dem christlichen Glauben wie auf den Leib geschneidert ist, beginnt doch die Bibel genau mit den Worten: »IM ANFANG erschuf Gott die Himmel und die Erde.« Man kann mit Recht sagen, dass schon so mancher Forscher durch die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaften genau vor dem Eingang zur Bibel gelandet ist. So zum Beispiel Arno Penzias, der Nobelpreisträger für Astronomie im Jahre 1978:
»Die Astronomie führt uns zu einem einzigartigen Ereignis, einem Universum, das aus dem Nichts erschaffen wurde, … und dem ein (man könnte sagen übernatürlicher) Plan zugrunde liegt. Die besten Angaben, die die Wissenschaft uns liefert, sind genau das, was ich vorhergesagt hätte, wenn ich nichts anderes gehabt hätte als die fünf Bücher Mose.« (Arno Penzias in: Lee Strobel, »Indizien für einen Schöpfer«, Seite 203)
Oder, um es mit den Worten des Astrophysikers und NASA-Wissenschaftlers Robert Jastrow zu sagen:
»Für den Wissenschaftler, der im Glauben an die Macht der Vernunft gelebt hat, endet die Geschichte wie ein schlechter Traum: Er hat das Gebirge der Unwissenheit überwunden; er ist kurz davor, den höchsten Gipfel zu bezwingen; und wie er sich über den letzten Felsvorsprung emporzieht, da begrüßt ihn eine Schar von Theologen, die schon seit Jahrhunderten dort sitzen!« (Robert Jastrow, »God and the Astronomers«, W. W. Norton, New York, 1978, Seite 15. Quelle: Margenau / Varghese: »Cosmos, Bios, Theos«, 1992, Seite 2)
Von daher ist der anfängliche Widerstand mancher Wissenschaftler gegen den Urknall verständlich. Zum Beispiel erklärte Sir John Maddox, der damalige Redakteur von »Nature«, die Idee vom Anfang für »völlig inakzeptabel«, da dies einen »endgültigen Ursprung der Welt« impliziere und Schöpfungsgläubigen damit eine »hinreichende Rechtfertigung« für ihre Überzeugung geben würde. (John Maddox: »Down with the Big Bang«, Nature 340, 1989, Seite 425) Doch letztlich sind selbst hartnäckige Atheisten vom »Urknall« überzeugt worden, wie zum Beispiel Antony Flew, der jahrzehntelang einer der bekanntesten Vordenker und Sprecher des modernen Atheismus war:
»Es scheint so, dass die Kosmologen einen wissenschaftlichen Beweis für das liefern, wovon der heilige Thomas von Aquin behauptet hat, dass es auf philosophischem Wege nicht bewiesen werden kann, nämlich, dass das Universum einen Anfang hatte.« (Margenau / Varghese: »Cosmos, Bios, Theos«, 1992, Seite 241)
Diese und andere Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften brachten Antony Flew zum Umdenken. Er kam zum Glauben an den Schöpfer und brachte zuletzt ein Buch mit dem Titel »There is no a God!« heraus. Es sieht wirklich so aus, dass die Forschung die Naturwissenschaft tatsächlich bis zu den ersten Worten der Bibel gebracht hat. Oder um es mit den Worten von Max Planck, dem Pionier der Quantenphysik (Nobelpreis 1928) auszudrücken:
»Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller Überlegungen.«
(Aus: »Bekenntnisse berühmter Naturwissenschaftler«, siehe Literaturhinweis am Ende; zustimmend zitiert von Professor Vladimir Prelog, Nobelpreis Chemie 1975. Quelle: Margenau / Varghese: »Cosmos, Bios, Theos«, 1992, Seite 187)
Aber wie ist es dann möglich, dass es heute überzeugte Gläubige gibt, die mit angeblich »biblischen« Argumenten gegen viele Erkenntnisse der Naturwissenschaften ankämpfen? Nun, dies ist keine neue Erscheinung. Schon vor zweitausend Jahren musste Jesus die traurige Feststellung machen, dass oft gerade die Strenggläubigen und Berufstheologen den Eingang zu Gottes Wort und Reich blockierten, anstatt die Suchenden hereinzuwinken:
»Ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen. Denn ihr geht nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hineingehen. Wehe euch Gesetzesgelehrten, denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen!« (Matthäus 23:3 und Lukas 11:52)
Auch heute haben wir einen solchen Stau vor der Bibel, denn Milliarden glauben zwar an einen Gott (circa 80 % der Weltbevölkerung), finden aber keinen Zugang zu dem Buch, in dem er sich offenbart, weil ihnen beigebracht wird, schon die ersten Seiten stünden im Widerspruch zu allem, was die Naturwissenschaften zuverlässig herausgefunden haben: Auf der einen Seite haben wir die herrschende Universitätstheologie, die Gottes Wort oftmals zu Tode seziert und damit die Kirchen leer fegt, und auf der anderen Seite haben wir das Lager der »Bibeltreuen«, in dem teilweise Auslegungen der Bibel herumgeistern, die so oberflächlich und falsch sind, dass sie von ihren schlimmsten Gegnern stammen könnten!
Es gibt nur einen Ausweg: Der Kronzeuge, die Bibel, muss endlich selbst zu Wort kommen! »Aber«, wird mancher einwenden, »gibt es überhaupt eine Möglichkeit, objektive Aussagen darüber zu machen, was die Bibel wirklich sagt?« Ja, durchaus, wenn wir nämlich wissenschaftliche Methoden auf sie anwenden, vergleichbar denen, die bei den Naturwissenschaften zu so zuverlässigen Ergebnissen geführt haben. Es ist jedenfalls keine Sünde, wenn wir unseren Verstand gebrauchen, den Gott uns gegeben hat, um die Bibel gründlich zu erforschen. Im Gegenteil, es ist Gehorsam gegenüber dem größten Gebot der Bibel:
»Liebe den Herrn, deinen Gott,
von ganzem Herzen und von ganzer Seele
und mit deinem ganzen Verstand
und mit all deiner Kraft.«
(Markus 12:30)
Wie kann eine wissenschaftliche Bibelauslegung nun aussehen? Der wichtigste Punkt ist, dass wir in erster Linie den weltweit anerkannten hebräischen Originaltext untersuchen müssen und nicht irgendwelche Übersetzungen. (Oder wer würde auf die Idee kommen, Shakespeare anhand deutscher Übersetzungen zu studieren?)
Dazu verwenden wir die Standardwörterbücher und klären mit ihrer Hilfe zuerst einmal die Bedeutung der einzelnen Worte. Dabei kann die Etymologie, die Lehre von der Herkunft der Wörter und der Vergleich mit verwandten Sprachen, Hintergründe erhellen.
Eine besondere Hilfe ist die Konkordanz, ein Verzeichnis aller Stellen, an denen ein Wort in der Bibel vorkommt. Denn so können wir schnell und sicher erfahren, wie Worte zur damaligen Zeit und innerhalb der Bibel verwendet wurden. Indem wir so die Bibel durch die Bibel erklären, können wir ein Stück weit vermeiden, unsere eigenen Gedanken in den Text hineinzulesen.
Dann können und müssen wir den jeweiligen Textzusammenhang genauer untersuchen, und zwar den unmittelbaren und den erweiterten. Dabei soll jeder Leser die Argumente anhand der gängigen deutschen Übersetzungen nachprüfen können.
Schließlich können wir das Ergebnis mit der Realität vergleichen, wie wir sie mit unseren fünf Sinnen und wissenschaftlichen Hilfsmitteln erkennen.
So wie die Naturwissenschaften bis heute immer wieder neue Erkenntnisse aus der (alten) Natur gewinnen, können auch wir neue Einsichten erwarten, wenn wir den Bibeltext wirklich »beim Wort« nehmen. Zugegeben, diese wissenschaftliche Einstellung, den Beweisen dahin zu folgen, wohin sie einen führen, ist nicht bequem: Neue Erkenntnisse könnten uns zwingen, unsere Meinung und Weltanschauung immer wieder zu ändern bzw. zu aktualisieren. So kam ein Atheist wie Antony Flew zum Glauben an Gott. Es kann aber auch Christen viel kosten, wenn sie lieb gewonnene Überzeugungen neuen Einsichten opfern müssen. Und das fällt nicht immer leicht, selbst wenn man den Trost hat, dass die »neuen Erkenntnisse« in Wirklichkeit natürlich schon sehr alt sind, mindestens so alt nämlich wie der Bibeltext. Aber die Liebe zur Wahrheit ist die Sache doch wert, oder nicht? Mit anderen Worten:
Lassen wir uns überraschen von dem, was wirklich in der Bibel steht!
R-Evolution im Schöpfungsbericht! Der Schlüssel zum Verständnis
Es gibt ihn wirklich, den Schlüssel zum Verständnis des Schöpfungsberichtes, und er öffnet uns die Tür zu einer grundlegend neuen Sicht der Dinge. Diese wird wahrscheinlich die meisten atheistisch-skeptischen Leser ebenso extrem herausfordern wie viele bibeltreue Gläubige. Darum möchte ich das zentrale Argument recht ausführlich darlegen, danach geht es dann einfacher und flotter voran.
Der Schlüssel zum Verständnis des Schöpfungsberichtes steckt sozusagen schon im Schloss und wartet nur darauf, angewendet zu werden. Das Schloss ist in diesem Fall der Schluss. Denn zur damaligen Zeit, vor einigen Jahrtausenden, war es oft üblich, am Ende eines Berichtes eine kurze Zusammenfassung zu geben. Diese Untertitel entsprechen also einer heutigen Überschrift, die auf den Punkt bringt, worum es in dem jeweiligen Bericht hauptsächlich geht. Viele Berichte der Bibel und besonders ihres ersten Buches, der »Genesis«, auch erstes Buch Mose genannt, enden mit solch einem »Kolophon« genannten Schluss-Satz.
Auch der Schöpfungsbericht hat als Schluss einen Untertitel, und der enthält die entscheidende Information, die uns die Tür zu einem tieferen Verständnis der Genesis öffnen kann:
»Elläh toledot ha-schamajim wö-ha-aräts«
»Dies sind die Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde.«
(Genesis 2:4)
Das Schlüsselwort lautet auf Hebräisch »toledot« und bedeutet wörtlich »Zeugungen« oder »Folge von Zeugungen«. Es kommt in der Bibel 39 Mal vor und ist ein Spezialausdruck für Geschlechtsregister, Abstammungsverzeichnisse und Stammbäume. Toledot leitet sich von dem Tätigkeitswort jalad = gebären, bzw. dessen Verursachungsform holid = zeugen ab:
ja-la-d = gebären
ho-li-d = zeugen
to-le-dot = Zeugungen, Geschlechterfolgen
Auch die Standardwörterbücher zum Alten Testament bestätigen, dass Toledot wörtlich eine »Aufeinanderfolge von Zeugungen« oder »Geschlechterfolgen« bedeutet (Gesenius: »Hebräisches Handwörterbuch zum Alten Testament«, Seite 873; Köhler / Baumgartner: »Veteris Testamenti Libros«, Seite 1021). Also kann man sagen:
»Toledot« ist der hebräische Inbegriff von Abstammung.
Genesis 1 ist in Wirklichkeit ein Stammbaum.
Die im Schöpfungsbericht erwähnten Lebensformen sind Teil eines gigantischen Stammbaumes – der Mensch ist mit ihnen allen verwandt!
Alle 39 Vorkommen von Toledot = Geschlechterfolgen nach dem Text der Einheitsübersetzung
1.Mose 2:4: Das ist die Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde …
1.Mose 5:1: Dies ist die Liste der Geschlechterfolge Adam: Am Tag, da Gott den Menschen erschuf, machte er ihn Gott ähnlich …
1.Mose 6:9: Das ist die Geschlechterfolge nach Noach: Noach war ein gerechter …
1.Mose 10:1.32: Das ist die Geschlechterfolge nach den Söhnen Noachs, Sem, Ham und Jafet. … Das waren die Sippenverbände der Söhne nach ihrer Geschlechterfolge in ihren Völkern. Von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab.
1.Mose 11:10,27: Das ist die Geschlechterfolge nach Sem: Sem zeugte [holid] im Alter von hundert Jahren Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut. … Das ist die Geschlechterfolge nach Terach: Terach zeugte [holid] Abram, Nahor und Haran, Haran zeugte [holid] Lot.
1.Mose 25:12,13,19: Das ist die Geschlechterfolge nach Ismael, dem Sohn Abrahams. Ihn hatte die Ägypterin Hagar, die Magd Saras, Abraham geboren [jalad]. … Das sind die Söhne Ismaels nach ihren Namen und nach ihrer Geschlechterfolge: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot, dann kamen Kedar, Adbeel, Mibsam … Und das ist die Geschlechterfolge nach Isaak, dem Sohn Abrahams: Abraham zeugte [holid] Isaak …
1.Mose 36:1,9: Das ist die Geschlechterfolge nach Esau, der auch Edom hieß … Das ist die Geschlechterfolge nach Esau, dem Stammvater von Edom im Bergland Seïr.
1.Mose 37:2: Das ist die Geschlechterfolge nach Jakob: Als Josef siebzehn Jahre zählte …
2.Mose 6:16,19: Das sind die Namen Levis nach ihrer Geschlechterfolge: Gerschon, Kehat und Merari … das waren die Sippenverbände der Leviten nach ihrer Geschlechterfolge.
2.Mose 28:10: … die übrigen sechs Namen in den anderen Stein, in der Reihenfolge, wie sie geboren wurden [Anmerkung: eigentlich gemäß ihrer Geschlechterfolge].
4.Mose 1:20,22,24,26,28,30,32,34,36,38,40,42:
Zuerst kamen die Nachkommen Rubens, des Erstgeborenen Israels: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge nach Sippen und Großfamilien und zählte mit Namen alle Männer von zwanzig Jahren und darüber, alle Wehrfähigen …
Sodann die Simeoniter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge … für die Gaditer … die Nachkommen Judas … die Naftaliter: Man ermittelte ihre Geschlechterfolge …
4.Mose 3:1: Und das ist die Geschlechterfolge Aarons und Moses an dem Tag, da der HERR auf dem Berg Sinai mit Mose redete.
Ruth 4:18: Das ist die Geschlechterfolge nach Perez: Perez zeugte [holid] Hezron …
1.Chronik 1:29: [Die Söhne Abrahams waren Isaak und Ismael.] Das ist die Geschlechterfolge nach ihnen: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot, dann kamen Kedar, Adbeel, Mibsam …
1.Chronik 5:7: Seine Brüder wurden, als sie sich nach ihren Geschlechterfolgen in die Stammeslisten eintragen ließen, seinen Familien zugezählt …
1.Chronik 7:2,4,9: … Sie waren Häupter der Großfamilien Tolas, tapfere Krieger, jeder entsprechend seiner Geschlechterfolge. Zur Zeit Davids zählten sie 22.600 Mann … Sie hatten, geordnet nach ihrer Geschlechterfolge und nach ihren Großfamilien … viele Frauen und Kinder … Die Aufzeichnung entsprechend ihrer Geschlechterfolge nach den Häuptern ihrer Großfamilien …
1.Chronik 8:28: Sie waren Häupter der Großfamilien entsprechend ihrer Geschlechterfolge …
1.Chronik 9:9,34: … dazu ihre Brüder nach ihrer Geschlechterfolge, insgesamt 956 Mann. Sie waren Oberhäupter ihrer Großfamilien … Das waren die Häupter der Großfamilien der Leviten nach ihrer Geschlechterfolge, die Häupter. Sie wohnten in Jerusalem.
1.Chronik 26:31: … die Geschlechterlisten der Großfamilien der Hebroniter …
Die »Einheitsübersetzung« gibt toledot, wie man sieht, immer im Sinne von Abstammung wieder – leider mit einer einzigen Ausnahme, Genesis 2:4!
Interessant ist in diesem Zusammenhang noch folgende Tatsache: Bereits um das Jahr 1876 herum schickte Naphtali Hallevi aus Polen ein Buch mit dem Titel »Toledoth Adam« an Charles Darwin und teilte ihm mit, dass die Abstammung der Lebewesen in der Schrift gelehrt wird. Darwin in seiner Autobiographie:
»Es [das Buch »Origin of species«] ist ohne Zweifel die Hauptarbeit meines Lebens. … Selbst ein hebräischer Aufsatz ist darüber erschienen, der nachweist, dass die Theorie im Alten Testament enthalten ist!« (Charles Darwin: »Erinnerungen an die Entwicklung meines Geistes und Charakters«, Aulis Verlag, Deubner, Köln 1982, Seite 144)
Ein erster, oberflächlicher Blick in den Textzusammenhang bestätigt, dass der Schöpfungsbericht tatsächlich die Evolution, die Entwicklung des Lebens auf der Erde, als Stammbaum beschreibt: Der Reihe nach erscheinen Pflanzen, Meerestiere, Landtiere und zuletzt die Menschheit. Dabei fällt auf, dass immer wieder von Samen und Arten, Fruchtbarkeit und Vermehrung die Rede ist, alles Ausdrücke, die gut zu Abstammung passen.
Besonders das hebräische Wort für Art = min ist ein weiterer Beleg für die Abstammung der Lebewesen voneinander: Die ihm zugrundeliegende Wurzel bedeutet »furchen, spalten« (Gesenius, Hebräisches Handwörterbuch zum Alten Testament, Seite 420). Es bedeutet »Abkunft« und betont somit ausdrücklich den Gedanken der gemeinsamen Herkunft. Im Neuhebräischen wird »min« gebraucht, um Juden-Christen zu bezeichnen, die einerseits vom Judentum abstammen, aufgrund ihrer »Anders-Artigkeit« aber doch ausgegrenzt werden.
Im Folgenden stellen wir die zwei ersten Toledot-Register der Bibel einander gegenüber, die beide ganz offensichtlich Stammbäume sind.
Die Bibel lehrt ganz klar Schöpfung UND Evolution!
In der hebräischen Bibel ist bara = erschaffen ein recht seltenes Wort, auf mehr als tausend Seiten kommt es nur 47 Mal vor. Im ganzen »Schöpfungsbericht« werden nur drei Schöpfungsakte erwähnt, der Rest sind Entwicklungsprozesse:
Schöpfungsakte (»bara«) | ||
---|---|---|
Genesis 1:1 | Himmel und Erde | = das Weltall |
Genesis 1:21 | Tiere | = seelische Lebewesen |
Genesis 1:27 | Menschen | = geistige Lebewesen |
Das hebräische Wort bara = erschaffen bezeichnet einen relativ plötzlichen Akt, bei dem Gott aus sich heraus etwas völlig Neues ins Dasein bringt. Und so entsprechen den drei Schöpfungsakten in der Genesis aufseiten der Naturwissenschaften drei Ereignisse, die derartig plötzlich verliefen, dass sie in zwei Fällen »explosive« Namen bekamen:
- Der Urknall, die Entstehung von Materie, Raum und Zeit
- Die Kambrische Explosion, das relativ plötzliche Erscheinen tierischen Lebens
- Der kometenhafte Aufstieg der Menschheit
Wichtig ist: Schöpfungsakte bringen nicht fix und fertige Endprodukte hervor, sondern immer den Rohstoff für weitere Entwicklungen: Die Schöpfung in Genesis 1:1 wird ausdrücklich als »Anfang« bezeichnet, das lässt eine Weiterentwicklung zwingend erwarten. Ein gutes Beispiel ist die Zeugung eines Menschen im Mutterleib, da diese zugleich ein Schöpfungsakt Gottes ist (vergleiche Jesaja 43:7, Psalm 102:19, Maleachi 2:10). Dies geschieht wirklich plötzlich, denn die körperlichen Eigenschaften einer Person werden im Augenblick der Befruchtung durch die Gene festgelegt. Und das ist dann der Anfang einer intensiven Entwicklung, die wiederum von vielen äußeren Einflüssen und eigenen Entscheidungen und Handlungen abhängt. Dies zeigt, wie Gottes Schöpfungsakte mit natürlichen Prozessen eng verwoben sein können. Deshalb betont der Schöpfungsbericht gegen Ende:
»Gott schuf [bara'], um zuzubereiten [^asah].« (Genesis 2:3)
[Anmerkung: Die beiden hebräischen Buchstaben 'aleph (hier durch ' dargestellt) und âjin (hier durch ^ dargestellt) stehen für Kehllaute, die im Deutschen nicht vorkommen.]
^asah ist eines der häufigsten Tätigkeitsworte der Bibel, wird auch für Menschen gebraucht und bedeutet, dass etwas Vorhandenes zielgerichtet zubereitet wird. Die Bibel lehrt also Schöpfung und Evolution: Die drei Schöpfungsakte sind wie Säulen, die die gesamte Entwicklung tragen. Gleichzeitig sind sie eng verwoben mit der Abstammung und den Zubereitungsprozessen (^asah), die ebenso von Gott bewirkt wurden. Man sollte allerdings drei Dinge klar unterscheiden:
- Evolution im Sinne von Abstammung und Entwicklung, wie sie aus den Versteinerungen zu ersehen ist.
- Evolutionstheorien als Erklärungsversuche, zum Beispiel die »Darwin’sche Evolutionstheorie«, die sich vor allem auf Mutation und Selektion als Erklärungsgründe stützt.
- Evolutionismus als atheistische Philosophie, die jeglichen Gott von vorneherein ausschließt und nur den Zufall kennt.
Demnach ist die Fragestellung »Schöpfung oder Evolution« ein klassisches Beispiel für zwei falsche Alternativen:
»Eine Art falscher Alternativen liegt dann vor, wenn die Frage ›entweder – oder‹ gestellt wird, die sogenannten Alternativen in Wirklichkeit aber lediglich zwei Seiten ein und derselben Münze sind. Falsche Alternativen liegen fast allen großen Kontroversen in der Geschichte der Evolutionsbiologie zugrunde.« (Ernst Mayr, »Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt«, S. 675)
Schöpfung und Evolution sind aber nicht Gegensätze, sondern Bestandteile ein und desselben Prozesses. Die Bibel beantwortet die alte Streitfrage mit einem einzigen, genialen Satz:
»Dies sind die Zeugungsfolgen von Himmel und Erde [=Abstammung und Entwicklung, »Evolution«] in ihrem Erschaffenwerden [=Schöpfung].« (Genesis 2:4)
Die Tohuwabohu-Katastrophe der Erde
Die ersten Sätze des Schöpfungsberichtes gleichen dem Notenschlüssel eines Musikstücks, der ganz zu Beginn die »Tonart« festlegt, in der das ganze Werk geschrieben ist. Es ist unentbehrlich, dass wir sie richtig verstehen und dann auch konsequent berücksichtigen. Denn wenn wir diese Vorzeichen übersehen oder falsch deuten, dann liegen wir »von Anfang an« daneben und können wichtige Zusammenhänge des ganzen Textes nicht verstehen. Wir mögen zwar die einzelnen »Noten« für sich genommen buchstabieren, aber insgesamt werden sich störende Missklänge ergeben. Deshalb wollen wir genau hinschauen:
»Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.
Die Erde aber [we-ha-aräts] wurde tohu-wa-bohu,
und Finsternis war über der Flut,
und der Geist Gottes brütete über den Wassern.«
(Genesis 1:1–2)
Ab dem zweiten Satz verengt sich das Blickfeld auf die Erde. Und in irgendeiner Weise steht die Erde von nun an in einem gewissen Gegensatz zu den Himmeln, denn sie allein wird tohu-wa-bohu genannt! Im Deutschen gebrauchen wir diesen Ausdruck, um ein totales Durcheinander, ein Chaos, zu beschreiben, aber entscheidend ist natürlich, was diese Worte im Hebräischen bedeuten. Untersuchen wir die Stellen, in denen tohu und bohu vorkommen – alle Stellen sind weiter unten zitiert – dann stellen wir fest: Tohu ist einer der negativsten Ausdrücke der Bibel, den es überhaupt gibt. Es ist eine Bezeichnung für Gottesferne, und als die Folge davon für Mangel, Zerfall und Zerstörung. Denn die Trennung von der Quelle des Lebens, des Lichtes und des Friedens führt logisch zu Durcheinander, Mangel, Finsternis, Zerstörung und Vernichtung.
Das Wort bohu kommt nur noch an zwei weiteren Stellen vor, beide Male zusammen mit tohu. Dabei ist von verheerenden Katastrophen die Rede, die Verwüstung über ein Land bringen, Jesaja 34:11, Jeremia 4:23. Tohu und bohu sind dabei »Messschnur und Senkblei«, also das Maß und der Inbegriff von Zerstörung und Verwüstung:
»Der Ausdruck ›wüst‹ (tohu) und das Beiwort ›leer‹ (bohu) bezeichnen nicht nur etwas Formloses oder Gestaltloses. Vielmehr dient tohu zur Beschreibung einer grauenhaften, unheimlichen, verderbenbringenden Wüste, einer angerichteten Verwüstung oder einer Nichtigkeit.« (Westermann in seinem Genesis-Kommentar).
F. Delitzsch kommt zu dem Ergebnis: »Klang und Bedeutung dieses Wortpaares ist grausig.« (Schneider: »Urknall und Schöpfergott«, S. 94)
Ich könnte mir keine biblischen Ausdrücke vorstellen, die besser geeignet wären, um ein so deutliches Ausrufezeichen zu setzen, dass etwas schiefgelaufen ist: Es gibt in der ganzen Bibel keine einzige Stelle, in der tohu etwas Positives oder von Gott Gewünschtes wäre. Im Gegenteil, es wird sogar betont, dass Gott die Erde nicht tohu erschaffen hat:
»Der HERR hat die Himmel erschaffen [bara'] … Er hat die Erde gegründet – nicht tohu hat er sie [die Erde] erschaffen [bara']« (Jesaja 45:18)
Wir müssen also davon ausgehen, dass im zweiten Satz der Genesis etwas Schreckliches geschehen ist, das einen Teil der Schöpfung in eine Gottesferne gerückt hat. Was es ist, wird an dieser Stelle nicht erklärt, wir kommen im nächsten Buch ausführlich darauf zurück. Aber eines ist klar: Von der ersten Seite an handelt die ganze Bibel davon, dass Gott eine von ihm getrennte Schöpfung wiederherstellt. Bereits ab dem zweiten Satz stimmt irgendetwas ganz und gar nicht mehr, und das müssen wir beim Weiterlesen unbedingt berücksichtigen, sonst werden wir vieles nicht oder sogar falsch verstehen.
»Aber«, wird mancher an dieser Stelle einwenden, »sagt Gott denn nicht ausdrücklich am Ende des Schöpfungsberichtes, dass ›alles sehr gut‹ war? Das würde doch einer Katastrophe gleich nach dem Anfang widersprechen!« Die Antwort ist nein. Denn wenn wir genau hinsehen, sagt der Text nicht, dass damals »alles« oder »die ganze Welt« sehr gut gewesen sei, sondern ausdrücklich nur das, was Gott bis dahin in ihr gewirkt hatte:
»Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut!« (Genesis 1:31)
Tatsächlich gibt es im Schöpfungsbericht nämlich zwei Dinge, von denen weder gesagt wird, dass Gott sie gemacht hätte, noch dass sie gut waren – das Tohuwabohu und die dazugehörige Finsternis, die scheinbar einen negativen Charakter hatte, denn Gottes Handeln wirkte ihr entgegen: »Es werde Licht!« Danach konnte das Licht der Sonne, die ja schon im Anfang als Teil der »Himmel« erschaffen worden war, und das von einer dichten Wolkendecke abgehalten wurde, wenigsten gestreut, als Helligkeit, wieder bis auf die Erdoberfläche durchdringen. Nur die Helligkeit beurteilte Gott als gut, die Finsternis wird von dieser Wertung ausgenommen.
Von nun an wird immer wieder von Gottes Werken gesagt, dass sie gut waren. In einer makellosen Schöpfung wäre das eigentlich überflüssig, aber vor dem Hintergrund der vorausgegangenen Zerstörung ist es leicht zu verstehen: Hier handelte es sich um eine echte »Wieder-gut-Machung«! Allerdings ist von diesem Zeitpunkt an das Wirken Gottes eng verwoben mit Umständen, die von ihm eigentlich nicht gewünscht waren, nämlich Mangel, Zerfall und Zerstörung, auch wenn er sie von da an in sein Handeln mit einbezieht. Und so erscheinen auch einige weitere Aussagen des Schöpfungsberichts in neuem Licht.
In Genesis 1:21ff erwähnt der Schöpfungsbericht tatsächlich das Vorkommen von Meeresungeheuern, hebräisch tannin. Diese sind an allen anderen Stellen ihres Vorkommens durchweg furchteinflößende, räuberische Lebewesen. Das beweist, dass zu diesem Zeitpunkt schon Konkurrenzkampf und Tod in der Schöpfung vorkamen.
Und noch eine Aussage der Genesis wird besser verständlich:
»So wurden die Himmel und die Erde und all ihr Heer [tsaba'] vollendet.« (Genesis 2:1)
Das hier verwendete Wort tsaba' = Heer, Armee, bewaffnete Streitmacht, Kampftruppe ist ein Spezialausdruck für kriegerische Armeen. Laut Wörterbuch (Gesenius, Seite 670) stammt es von ts-b-' = Krieg führen, zum Krieg ausziehen ab und wird übersetzt mit: Heer, Kriegsheer, Heeresabteilungen, Heerscharen (ebenso Köhler / Baumgartner, S. 790).
Der Text sagt also, dass die ganze Schöpfung sich im Kriegszustand befindet. Und wenn wir realistisch sind, müssen wir zugeben, dass um uns herum ein beständiger Kampf tobt. Das, was wir jetzt in Natur und Menschenwelt erleben, ist niemals Friede! Das sieht man allein schon daran, dass alle Lebewesen dieser Erde die letzte Konsequenz von Krieg durchleiden müssen, nämlich den Tod. Dass Gott damit nicht zufrieden ist, dass er etwas dagegen unternimmt, ist eine gute Nachricht: Er hat eine Armee aufgestellt, die mit der Erschaffung des Menschen dazu bestimmt und befähigt ist, gegen Gottesferne, Mangel und Zerfall vorzugehen. Der Mensch ist der Schlüssel zur Erlösung der ganzen Schöpfung.
Aber noch sind wir nicht so weit, die Erde liegt in Finsternis und ist überflutet von Wassermassen. Das ist die Krisensituation, die der »Stammbaum von Himmel und Erde« durchstehen musste. Dass er es geschafft hat, davon sind wir lebendige Zeugnisse, aber wie, das berichtet der Bibeltext!
Der Stammbaum des Lebens unter Gottes Fittichen
» … und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.« (Genesis 1:2)
Das hebräische richeph, das wir hier mit schweben übersetzt haben, kommt nur noch ein weiteres Mal in der Bibel vor:
»Gott fand Jakob in der Wüste und in der Öde [tohu], im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schützend schwebt [richeph], seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen, so leitete ihn der HERR … « (5.Mose 32:10)
Auch in dieser Stelle ist von einem tohu die Rede, und es wird beschrieben, wie Gott darin Leben vor dem Untergang beschützt und weiter leitet. Gottes Wirken über der »Ursuppe« wird also mit der Brutpflege von Greifvögeln verglichen, die ihre Flügel über den Nestlingen schwingen, wobei dasselbe Wort benützt wird wie in Genesis 1:2. Die eng verwandten arabischen und syrischen Tätigkeitsworte bedeuten: die Flügel schützend ausbreiten, bzw. sich über etwas legen, brüten (Gesenius, S. 756; Köhler / Baumgartner, S. 886–887).
In den Gewässern der Urerde müssen demnach schon früh einfache Lebensformen existiert haben! Das erklärt auch, warum Gottes Geist nur über den in Finsternis gehüllten Urgewässern »flatterte«: Die »Ursuppe« der frühen Tohuwabohu-Erde war demnach die Umgebung, in der das irdische Leben seine »Kinderstube« verbrachte. Auch die Naturwissenschaften sind zu der Überzeugung gelangt, dass das Leben aus den Gewässern der Urerde stammt:
»Zu den größten Überraschungen der Geowissenschaften in den letzten Jahrzehnten gehörte die Erkenntnis, dass das Leben in der Erdgeschichte sehr früh entstanden ist. Noch bis weit in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein glaubte man, das Lebendige sei weniger als 600 Millionen Jahre alt. In den siebziger Jahren verlegten einige mutige Fachleute den Ursprung bis zu 2,5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit. Der derzeitige Zeitpunkt vor 3,85 Milliarden Jahren jedoch liegt wirklich verblüffend früh. Erst vor 3,9 Milliarden Jahren wurde die Erdoberfläche überhaupt fest.« (Bill Bryson: »Eine kurze Geschichte von fast allem«, Spiegel-Edition 2006, Seite 374)
Das Problem ist, dass damit die Zeitspanne zwischen der Bildung der Erde und dem Erscheinen erster Lebensformen viel zu kurz ist, um eine rein zufällige Entstehung des Lebens glaubhaft erscheinen zu lassen. Der Entwicklungsabstand zwischen nicht-lebenden Verbindungen und den einfachsten Lebensformen ist einfach zu groß: »Noch ist jedes, auch das komplizierteste technische Gerät, das wir kennen, selbst im Zeitalter der Eroberung des Weltraumes, einfach im Vergleich zur primitivsten Form selbständigen Lebens.« (Ekkehard Grundmann in seinem Buch über Zellbiologie, zitiert bei Heinz Schumacher: »Urknall und Schöpfergott«, Seite 105)
Wie dem auch sei, in den ersten Sätzen der Bibel steckt damit im Kern schon die Botschaft des ganzen Buches:
- Es gibt einen Gott, der diese Welt »im Anfang« erschaffen hat!
- Etwas ist schief gelaufen. Diese Welt ist in hohem Maße getrennt von Gott. Die Folgen sind Finsternis, Mangel, Verfall und letztlich Tod.
- Die Gute Nachricht: Gott ist aktiv, wenn auch unsichtbar, wie die Auswirkungen des Windes: Sein Geist (hebräisch ruach = Wind, Geist) beschützt das Leben und regt es an, sorgt für seine weitere Entfaltung.
Als Nächstes gab Gott den Befehl: »Es werde Licht!« Dieses Licht bewertete Gott als gut – logischerweise für das Leben, über dem sein Geist brütete! Es ist also zu vermuten, dass ein Teil der Lebenskeime, die anfangs in völliger Dunkelheit existierten, mithilfe des Lichts anfing, Photosynthese zu treiben. Damit war dem Leben eine völlig neue Energiequelle eröffnet. Und außerdem musste das durch die Produktion von Sauerstoff auf Dauer starke Auswirkungen auf die Erdatmosphäre haben. Und tatsächlich, als Nächstes berichtet die Bibel von der Entstehung einer dünnen atmosphärischen Schicht, hebräisch raqia', die die Wolkendecke von der Wasseroberfläche trennte, und in der später alle möglichen Flugtiere flogen (^oph).
[Anmerkung zu ^oph: Der Grundtext verwendet hier nicht das ausschließlich Vögel bezeichnende zippor, sondern ^oph, das sich von dem Tätigkeitswort ^uph ableitet, das Fliegen im weitesten Sinne bedeutet (vergleiche unsere »Fliege« und »Flieger«). Es bezeichnet ganz allgemein fliegende Lebewesen, also Vögel und Fledermäuse, zum Beispiel in 3.Mose 11:13,19; 5.Mose 14:18, aber auch Insekten, zum Beispiel 3.Mose 11:20; 5.Mose 14:19.]
Als Nächstes tauchte das Festland auf, und es war ausdrücklich »die Erde«, die daraufhin Pflanzen »herauskommen« ließ: Das hebräische »jatsa« bezeichnet niemals die Neuerschaffung einer Sache, sondern dass etwas bereits Vorhandenes irgendwo herauskommt. Vom Textzusammenhang ist das Naheliegendste, dass ein Teil der Lebenskeime der Meeresgewässer, die Photosynthese trieben, auf das Festland »herauskamen« und es besiedelten. Es ist zu erwarten, dass dies wiederum die Atmosphäre verändert hat, und so ist es nicht erstaunlich, dass als Nächstes das Erscheinen der Gestirne am aufklarenden Himmel berichtet wird. Ausdrücklich ist nicht von »Sonne und Mond« die Rede, auch nicht von einem Schöpfungsakt (bara'), sondern es geht nur um das Sichtbarwerden der Gestirne als »Lichter«, was ein Aufklaren der Atmosphäre voraussetzt.
Als Nächstes erschuf Gott »lebende Seelen«, also tierisches Leben, und zwar in den Meeresgewässern, was sich mit der naturwissenschaftlichen Sicht der Dinge deckt. Und dann geschah etwas, das uns bekannt vorkommt: Die Erde sollte lebende Seelen »herauskommen« lassen, hebräisch jatsa'! Offensichtlich konnte sie nicht Tiere aus sich selbst heraus erschaffen, sondern sie verursachte letztlich, dass ein Teil der zuletzt erwähnten, bereits in den Meeresgewässern lebenden Tiere an Land »herauskam«. Die Landtiere wurden also nicht erschaffen (bara'), sondern aus vorhandenen »lebenden Seelen«, die von Meerestieren abstammten, zubereitet (^asah). Darum erhielten sie auch nicht noch einmal einen Segen, wie ihn die ersten lebenden Seelen bekommen hatten, denn sie stammten ja von diesen ab und der Segen wirkte in ihnen fort.
Noch innerhalb des sechsten Tages folgte dann auf das Erscheinen der Landtiere die Entstehung der Menschheit, die zuerst (aus Landtieren) zubereitet und dann im Bilde Gottes erschaffen wurde. Im Rahmen eines Stammbaumes ist es logisch, und im nächsten Kapitel werden wir genauer sehen, dass der Mensch Landtiere als Vorfahren hatte und in diesem Sinne sogar selbst eines ist:
»Wegen der Menschenkinder ist es so, damit Gott sie läutert, und damit sie einsehen, dass sie an und für sich Tiere [behema = große, vierfüßige Tiere] sind.« (Prediger 3:18)
Der Mensch ist als Säugetier ein Repräsentant aller Weltstufen der gesamten sichtbaren Schöpfung. Als geistbegabtes Wesen, zu dem er im Bilde Gottes erschaffen wurde, ist er zugleich das Bindeglied zur unsichtbaren Welt, von Gott dazu berufen, zum Wohle der Schöpfung zu regieren, nämlich »im Bilde Gottes«, das heißt so, wie Gott selbst es täte. Hier ein kurzer Überblick, bevor wir näher auf die Entstehung der Menschheit eingehen.
Genesis 1 und die Naturwissenschaft
Vers | Bibeltext von Genesis 1 | Wissenschaft |
---|---|---|
1: | Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. | 1. Entstehung des Alls und der Erde. |
2: | Die Erde aber war tohuwabohu, und Finsternis bedeckte die Wirbelfluten, … | 2. Anfangszustand der Erde: Chaotisch, in Finsternis gehüllt, von Wasser bedeckt! |
2: | … und Gottes Geist brütete über der Fläche der Gewässer. | 3. Bereits in der »Ursuppe« finden sich erste Lebensspuren. |
3–8: | Und Gott sprach: »Es werde Licht« … »Es werde eine Trennschicht!« | 4. Auf das Durchdringen von Licht … folgt die Entstehung einer neuen Atmosphäre. |
9–10: | »Das Trockene werde sichtbar!« | 5. Auftauchen der Kontinente. |
11–13: | »Die Erde lasse hervorsprießen …« | (6. Erste Landpflanzen?) |
14–19: | »Es sei: Lichter in der Ausdehnung …« | 7. Eine zweite Veränderung der Erdatmosphäre. |
20–23: | »Die Wasser sollen wimmeln … von lebenden Seelen!« | 8. Erste Tiere – in den Gewässern der Erde! |
24–25: | »Die Erde bringe Landtiere heraus!« | 9. Erste Landtiere. |
26–27: | »Lasset uns Menschen machen!« | 10. Die Menschheit. |
Diese aufsteigende Entwicklungsreihe wird in Genesis 2:4 ausdrücklich als Stammbaum bezeichnet. Diese »Zeugungsfolgen von Himmel und Erde« sind auf eine Fortsetzung hin angelegt, die offenbart, wie Gottes Pläne für die Menschheit aussehen, die dazu berufen ist, bei der Wiederherstellung der gefallenen Schöpfung eine zentrale Rolle zu spielen. Genesis 1 ist nur »der Anfang«, und damit geht es erst richtig los. Der geheimnisvolle siebte Tag, den Gott besonders segnete und heiligte, dauert bis heute an und wir leben mitten in den Ereignissen!
Landtier und Gottes Ebenbild
Unsere Vorfahren kamen aus dem Meer!
Da der sogenannte Schöpfungsbericht in Wirklichkeit ein Stammbaum ist (Genesis 1:1–2:4) ist es die normalste Sache von der Welt, dass wir von den Lebensformen abstammen, über denen Gottes Geist am Anfang »brütete«. Und damit natürlich irgendwie auch von Gottes Geist! Und insbesondere von denen, die in diesem Stammbaum unmittelbar vor uns genannt werden, nämlich von den Landtieren. So, wie diese wiederum von den Wassertieren abstammen, die ihnen vorangingen:
»Und Gott sprach: Die Erde lasse herauskommen [jatsa']: lebende Seelen nach ihrer Art – große, vierfüßige Tiere [behema] und kriechende Tiere und Landtiere nach ihrer Art! Und es geschah so.
Und dann bereitete Gott die Landtiere zu [^asah].«
(Genesis 1:24–25)
Hier wird betont, dass die Erde als ursächliche Kraft das Herauskommen von Landtieren bewirken sollte. Bei der Entstehung der Landpflanzen hätte man ja noch darauf beharren können, dass die Erde diese »aus sich« hervorbringen konnte. Aber sollte die Erde auch die Fähigkeit erhalten haben, lebende Seelen aus sich selbst zu erschaffen? Wohl kaum! Die Antwort ist wieder einmal ganz einfach, wenn wir den Text beim Wort nehmen: Das hier verwendete Tätigkeitswort jatsa' = herauskommen, bezeichnet niemals die Neuentstehung einer Sache. Vielmehr besagt es, dass bereits vorhandene Dinge irgendwo herauskommen, wobei jeweils der Textzusammenhang klarmacht, woraus.
Demnach müssen zum damaligen Zeitpunkt bereits lebende Seelen existiert haben, deren Herauskommen das Festland verursachte. Und wir müssen unseren Blick nicht weit schweifen lassen, um sie zu entdecken, denn der Textzusammenhang spricht unmittelbar vor dem »Herauskommen« der Landtiere von Tieren in den Meeresgewässern und gebraucht dabei auch noch exakt denselben Ausdruck für beide Lebewesen:
»Es sollen die Wasser wimmeln vom Gewimmel lebender Seelen … Und Gott erschuf … alle sich bewegenden lebenden Seelen, von denen die Wasser wimmeln nach ihrer Art …
Dann sprach Gott: Die Erde verursache, dass lebende Seelen [AUS DEN WASSERN] herauskommen nach ihrer Art … Und es geschah so. Dann bereitete Gott die Landtiere zu [^asah] … « (Genesis 1:20–25)
Es ist kein Zufall, dass nicht gesagt wird, Gott habe die Landtiere erschaffen (hebräisch bara' = etwas völlig neu erschaffen): Seelisches Leben war in den Meeresgewässern bereits erschaffen worden und musste nur noch auf das Festland herauskommen, wo es dann weiter von Gott zubereitet wurde. Das hebräische ^asah = zubereiten, »machen« bezeichnet die zielgerichtete Veränderung bereits vorhandener Dinge. Es gibt in der Bibel eine andere Begebenheit, bei der Gott einen Befehl gab, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem des Schöpfungsberichtes hat:
»Lasse herauskommen [jatsa'] alle Lebewesen …, die sich auf der Erde bewegen! Und alle Lebewesen, alles, was sich bewegt … nach ihren Geschlechtern kamen heraus [jatsa'].« (Genesis 8:17–19)
Nur war es damals Noah, der den Befehl bekam! Keine Frage, dass er die Tiere nicht selbst erschuf – sie waren alle bereits in seinem Schiff vorhanden. Noah musste nur dafür sorgen, dass sie herauskamen (jatsa').
Im Rahmen eines Stammbaumes erklärt sich auch, warum Gott die neu geschaffenen Meerestiere besonders segnete: »Seid fruchtbar und vermehrt euch!«, nicht jedoch die Landtiere: Sie hatten diesen Segen nicht mehr nötig. Sie stammten ja von den Meerestieren des vorhergehenden Tages ab, und dadurch wirkte der den Meerestieren gegebene Segen in den Landtieren fort, eine nochmalige Segnung war nicht nötig.
Und nun zur Entstehung der Menschheit.
»Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen [^asah],
in unserem Bild, entsprechend unserem Gleichnis …
Dann erschuf [bara'] Gott den Menschen … «
(Genesis 1:26,27)
Die Entstehung des Menschen vollzog sich in zwei Schritten: Erst wurde er zubereitet, hebräisch ^asah = etwas aus bereits Vorhandenem zubereiten, Vers 26. Danach wurde er im Bilde Gottes erschaffen, hebräisch bara' = etwas völlig Neues aus Gott heraus ins Dasein bringen, Vers 27. Das für das Machen der Menschheit verwendete Wort ^asah = zubereiten setzt also voraus, dass Gott sie aus etwas bereits Vorhandenem zubereitet hat. Und wenn wir beim Text bleiben, dann macht der unmittelbare Zusammenhang klar, was das »Ausgangsmaterial« für den Zubereitungsprozess (^asah) gewesen ist: Landtiere, Vers 25. Die Bibel nennt Landtiere und Menschen sozusagen in einem Atemzug, und zwar die Tiere vor den Menschen. Was liegt also näher, als dass die unmittelbaren »Vorgänger« des Menschen seine »Vorfahren« sind? Mit anderen Worten: Gott hat den Menschen aus dem »Vorläufermodell Landtier« gemacht (^asah). In der Tat sagt die Bibel ausdrücklich, dass der Mensch ein Tier IST, und dass es sogar wichtig ist, dass wir dies berücksichtigen:
»Die Menschenkinder sollen sehen, dass sie an und für sich große, vierfüßige Tiere [behemah] sind!«
(Prediger 3:18–20)
Salomo verwendet hier dasselbe Wort, das in der Genesis eine Tiergruppe kurz vor dem Erscheinen der Menschheit bezeichnet. Auf körperlicher und seelischer Ebene sind wir der Bibel zufolge tatsächlich Landtiere! (Kein Wunder also, dass wir sogar die gleichen Krankheiten bekommen können wie andere Tiere, sei es Tollwut, »chickenpox«, BSE usw.) Doch die Zubereitung der Menschheit aus Landtieren war nur die erste Stufe der Menschwerdung, als zweiter Schritt folgte ihre Erschaffung:
»Dann erschuf [bara'] Gott den Menschen in seinem Bilde. Im Bilde Gottes erschuf [bara'] er ihn, männlich und weiblich erschuf [bara'] er sie.« (Genesis 1:27)
Die von Gott gesteuerte körperliche Entwicklung gewisser Landtiere (= Zubereitung, ^asah) hatte die Voraussetzungen geliefert, um die von Gott neu geschaffenen menschlichen Komponenten aufzunehmen. Die Frage ist: Was war bei der Entstehung des Menschen so völlig neu, dass gleich drei Mal das Wort erschaffen (bara') gebraucht wird? Der Bibeltext gibt uns einen Hinweis, indem er betont, dass die Erschaffung der Menschheit »im Bilde Gottes« geschah. C. S. Lewis erklärt recht schön, was damit gemeint sein könnte:
»Alles, was Gott erschaffen hat, besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm: Der Weltraum gleicht ihm in seiner Größe; nicht als ob die Größe des Raums mit der Gottes identisch wäre, aber er ist gewissermaßen ein Symbol oder eine Übersetzung der Größe Gottes in nicht-geistige Dimensionen.
Materie ist Gott ähnlich, weil sie Kraft besitzt, wenngleich natürlich physische Kraft von der Macht Gottes verschieden ist.
Die pflanzliche Welt ist Gott ähnlich, weil sie Leben hat und er »der lebendige Gott« ist. Aber Leben in diesem biologischen Sinn ist nicht mit dem Leben, das in Gott ist, gleichzusetzen. Es ist nur Symbol oder ein Schatten davon. In der animalischen Welt finden sich – über die botanische Welt hinaus – weitere Merkmale einer Ähnlichkeit. Die intensive Tätigkeit und Fruchtbarkeit der Insektenwelt beispielsweise gibt uns eine erste schwache Ahnung von der unablässigen Tätigkeit und Schöpferkraft Gottes. Bei den höheren Säugetieren finden sich dann erste Ansätze einer instinktiven Zuneigung. Sie ist der Liebe ähnlich, die in Gott lebt. Und kommen wir zum Menschen, dem höchstentwickelten Lebewesen, so finden wir die vollkommenste Gottähnlichkeit, von der wir wissen. Der Mensch lebt nicht nur, sondern er liebt und denkt; in ihm erreicht das biologische Leben die höchste uns bekannte Stufe.«
(C.S. Lewis: »Pardon, ich bin Christ«, Seite 125)
Das Typische am Menschen ist also seine besondere Gottähnlichkeit. Während Tiere eine Einheit aus Körper und Seele darstellen, bildet der Mensch eine Einheit aus Körper, Seele und Geist, 1.Thessalonicher 5:23. So hoch die Tiere mit ihrer neu erschaffenen Seele über den Pflanzen stehen, so hoch steht der Mensch mit seinem neu erschaffenen Geist über den Tieren.
Auch die Naturwissenschaften erkennen an, dass der Homo sapiens allen Gemeinsamkeiten mit Tieren zum Trotz eine absolute Neuerung auf der Bühne des Lebens darstellt:
»Gewiss ist der Mensch, zoologisch gesehen, ein Tier. Doch ist er ein einzigartiges Tier, das von allen anderen Tieren in so vielen grundlegenden Beziehungen verschieden ist, dass eine getrennte Wissenschaft zu seiner Erforschung völlig gerechtfertigt ist.«
(E. Mayr: »Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt«, Seite 350)
Der Entwicklungsabstand zwischen dem Menschen und den anderen Säugetieren ist sogar so groß, dass er die Wissenschaft vor ein Rätsel stellt:
»Die gewaltige Kluft, die den Menschen von den höchsten Primaten, den Pongiden, trennt und die er ja doch in seiner Phylogenese irgendwann einmal überschritten haben muss, bildet eines der zentralen Probleme der Evolutionsforschung.«
(Konrad Lorenz: »Tierisches und menschliches Verhalten«, Seite 223)
»Vielleicht ebenso beachtlich ist, dass, sobald vor mehr als 100.000 Jahren das Stadium des Homo sapiens einmal erreicht war, kein weiterer nennenswerter Zuwachs der Gehirngröße mehr stattfand. Aus welchem Grunde die Auslese dem primitiven Menschen zu einem solch perfekten Gehirn verholfen haben soll, dass es 100.000 Jahre später die Leistungen eines Descartes, Darwin oder Kant oder die Erfindung des Elektronengehirns und die Reisen zum Mond oder die literarischen Schöpfungen eines Shakespeare oder Goethe erlauben sollte, ist schwer zu verstehen.«
(Ernst Mayr: »Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt«, Seite 501)
Wie bei der Entstehung tierisch-seelischen Lebens begegnet uns auch hier das Phänomen, dass da, wo der Bibeltext von einem Schöpfungsakt Gottes spricht, aufseiten der Naturwissenschaften ein Entwicklungssprung festgestellt wird. Es wäre unsachlich, diesen Unterschied zum Tierreich leugnen zu wollen:
»Es ist gefährlich, den Menschen zu sehr auf seine Verwandtschaft mit dem Tiere hinzuweisen, ohne ihn gleichzeitig mit seiner Größe bekannt zu machen.«
(Blaise Pascal in Johannes Hemleben: »Darwin«, Seite 147)
Unsere Berufung: Botschafter zweier Welten
Der Mensch hat ein zweifaches Wesen: Er ist »homo«, das heißt »Erdling«, mit irdischer Herkunft und tierischen Qualitäten. Aber er ist auch »sapiens«, das heißt ein Wissender, erschaffen im Bilde Gottes. Aus der Kombination dieser scheinbar gegensätzlichen Eigenschaften ergibt sich unsere Sonderstellung und unsere Berufung von Gott:
» … und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Flugtiere der Himmel und über die vierfüßigen Tiere und über die ganze Erde und über alles, was sich auf der Erde bewegt.« (Genesis 1:26)
Als klassisches Exemplar der Wirbel- und Säugetiere, aufgebaut aus den gleichen materiellen Strukturen wie die uns umgebende Welt, sind wir deren vollwertige Vertreter. Als logisches, geistbegabtes Wesen sind wir andererseits fähig, von Gott zu hören und ihm zu antworten. Dadurch ist uns eine persönliche Beziehung zu Gott möglich, die uns dazu befähigen soll, eine verantwortliche Stellung zwischen Gott und Schöpfung einzunehmen, ein Verbindungsglied zweier Welten zu sein.
Die unentbehrliche Grundlage für diesen Herrschaftsauftrag ist die Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Gottes Bild sein, das heißt ihn auf sichtbare Weise repräsentieren. Nur in dem Maße, wie wir dem Wesen Gottes ähneln, können wir auch unsere Herrscheraufgabe erfüllen! Im Bilde Gottes herrschen heißt mit anderen Worten: So, wie Gott es tun würde. Bei dieser Herrschaft darf es sich also niemals um eine Willkür-Herrschaft, losgelöst von Gott, handeln. Wir sind Verwalter, die Gott eines Tages Rechenschaft geben werden. Aber der Verlauf der Geschichte beweist jedenfalls: Wir müssen herrschen. Es ist nur die Frage, wie!
Genetische Beweise für die Abstammung des Menschen
Menschen und Schimpansen haben äußerst ähnliche innere Organe und physiologische Funktionen. Tatsächlich stimmen ihre Gene zu mehr als 98% miteinander überein. Allerdings gibt es zwei Möglichkeiten, diese Ähnlichkeit zu deuten: Entweder wurden Affen und Menschen völlig unabhängig voneinander erschaffen, jedoch mit ähnlichen Merkmalen, weil sie ähnlich funktionieren sollten. Oder die Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Affen wurden außerdem von gemeinsamen Vorfahren ererbt. Kann man beweisen, welche von beiden die richtige ist?
Abgeschriebene Fehler als zwingender Beweis
1941 ging der Autor eines Chemiebuches vor Gericht, weil Teile seines Buches angeblich von einem Konkurrenten raubkopiert worden waren. Doch die Übereinstimmung zwischen dem Original und der angeblichen Raubkopie wurde nicht als zwingender Beweis anerkannt. Immerhin behandelten beide Chemiebücher dieselben Sachgebiete, deswegen war zu erwarten, dass sie in ihrer Funktion übereinstimmten. Jedoch kamen im Original Fehler vor, die auch in der angeblichen Kopie auftauchten. Das Gericht entschied, dass es nicht vorstellbar sei, dass dieselben Fehler jeweils von Kläger und Verklagtem völlig unabhängig voneinander gemacht worden sein könnten, und urteilte, dass Raubkopien vorlagen. Der Grundsatz, dass übereinstimmende Fehler einen Kopiervorgang belegen, ist heute zu einem festen Bestandteil des Urheberrechts geworden.
Ebenso können übereinstimmende Fehler im Erbmaterial heutiger Lebewesen als Beweis dafür dienen, dass »Kopien« von urzeitlichen, gemeinsamen Vorfahren stammen. Zwei Beispiele:
Nicht-verdoppelte Pseudogene
Meerschweinchen und Primaten, eingeschlossen Menschen, werden krank, wenn sie nicht Vitamin C mit ihrer Nahrung zu sich nehmen. Die meisten anderen Spezies können dieses selbst im Körper herstellen und brauchen es daher nicht in ihrer Nahrung. Der Grund, warum Meerschweinchen und Menschen es nicht selbst herstellen können, ist, dass ihnen das dafür nötige, funktionierende Gen namens L-Gulono-Gamma-Lactone Oxidase (GULO) fehlt. Beide nehmen so stark Vitamin-C-haltige Nahrung zu sich, dass der Ausfall des Gens keinen Selektionsnachteil darstellte. Aber tatsächlich wurden GULO-Pseudogene (defekte Gene) sowohl in Meerschweinchen als auch in Menschen gefunden. Anders als bei den Meerschweinchen kam der Gendefekt bei den Primaten dadurch zustande, dass ein Abschnitt auf Chromosom 8 verloren ging, wobei die Bruchränder bei allen Primaten (Affen und Menschen) exakt übereinstimmen. Diese Mutation muss als bei einem gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe geschehen sein, die wir als »Erbkrankheit« seitdem haben.
Endogene Retroviren
Zu ihnen gehört HTLV-1, der eine Art Leukämie verursacht, und HIV, der Aids-Erreger. Für diese Viren ist typisch, dass sie ganz bestimmte, weiße Blutzellen infizieren und Kopien ihrer eigenen RNS-Gene in die DNS dieser Zellen einfügen. Schon bald bemerkten Wissenschaftler, dass ganz ähnliche DNS-Sequenzen in der Erbsubstanz von Säugetieren vorkamen, auch bei Menschen. Diese Kopien werden »endogene Retroviren« genannt, und praktisch alle enthalten Mutationen, die ihre Gene funktionsunfähig machen – genau so, wie es zu erwarten ist, wenn sie vor Millionen von Jahren eingefügt wurden und kein selektiver Druck dafür gesorgt hat, dass sie funktionsfähig blieben.
Weitere Details finden sich in: Edward E. Max, M.D., Ph.D.: »Plagiarized Errors and Molecular Genetics«, http://www.talkorigins.org/faqs/molgen
Biblische und wissenschaftliche Beweise: Die Tage im Schöpfungsbericht waren lang!
»Oft genug kommt es vor, dass auch ein Nichtchrist ein ganz sicheres Wissen durch Vernunft und Erfahrung erworben hat, mit dem er etwas über die Erde und den Himmel, über Lauf und Umlauf, Größe und Abstand der Gestirne […] über die Naturen der Lebewesen, Sträucher, Steine und dergleichen zu sagen hat. Nichts ist nun peinlicher, gefährlicher und am schärfsten zu verwerfen, als wenn ein Christ mit Berufung auf die christlichen Schriften zu einem Ungläubigen über diese Dinge Behauptungen aufstellt, die falsch sind und, wie man sagt, den Himmel auf den Kopf stellen, sodass der andere kaum sein Lachen zurückhalten kann. Dass ein solcher Ignorant Spott erntet, ist nicht das Schlimmste, sondern dass von Draußenstehenden geglaubt wird, unsere Autoren hätten so etwas gedacht. Gerade sie, um deren Heil wir uns bemühen, tragen den größten Schaden, wenn sie unsere Gottesmänner daraufhin als Ungelehrte verachten und zurückweisen. Denn wenn sie einen von uns Christen auf einem Gebiet, das sie genau kennen, bei einem Irrtum ertappen und merken, wie er seinen Unsinn mit unseren Büchern belegen will, wie sollen sie dann jemals diesen die Auferstehung der Toten, die Hoffnung auf das ewige Leben und das Himmelreich glauben, da sie das für falsch halten müssen, was diese Bücher geschrieben haben über Dinge, die sie selbst erfahren haben und als unzweifelhaft erkennen konnten?«
(Aurelius Augustinus, *13.11.354, getauft 387)
[Quelle: Aurelius Augustinus: »Über den Wortlaut der Genesis«, Der große Genesiskommentar in zwölf Büchern, Paderborn: Ferdinand Schöningh, 1961, Band 1, Buch 1, Kapitel 19, Abschnitt 39, Seite 33; zitiert in Darrel R. Falk: »Evolution für Evangelikale – Friedensschluss zwischen Glaube und Biologie«, Buchverlag Dr. Mark Marzinzik, Neu Wulmstorf 2012.]
Diese uralten Worte lassen sich erstaunlich direkt übertragen auf die Behauptung mancher Christen heute, die Erde sei vor circa 6000 Jahren innerhalb von 144 Stunden erschaffen worden, und wer das nicht glaube, sei auch kein richtiger, bibelgläubiger Christ. Damit wird für Milliarden von Suchenden ein schier unüberwindliches Hindernis aufgebaut, an den Gott der Bibel zu glauben. Und zwar völlig unnötig, denn schon ein erster Blick ins Wörterbuch macht klar, dass das hebräische Wort jom = Tag zwar häufig für Kalendertage von 24 Stunden oder die helle Tageszeit verwendet wird, dass es häufig jedoch auch unbestimmte, oft längere Zeiträume bezeichnet:
»In vielen Fällen verliert jom die spezifische Bedeutung Tag und wird zu einem recht allgemeinen und etwas vagen Wort für Zeit, Zeitpunkt … Öfters wird man hier die Übersetzung mit Tag beibehalten können, da die Grundbedeutung in vielen Fällen mehr oder weniger stark durchschimmert.« (Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, Seite 711)
Wie lange ein Tag dauert, ist jeweils dem Textzusammenhang zu entnehmen. Gerade wenn das Wort jom = Tag sich auf Gott bezieht, bezeichnet es oftmals lange Zeitspannen, wie zum Beispiel den »Tag des Herrn« (Hesekiel 13:5), den »Tag der Heimsuchung« (Jeremia 46:21) oder den »Tag der Ewigkeit« (2.Petrus 3:18) oder den »Tag des Heils«, der bis heute andauert (2.Korinther 6:2). Und im Schöpfungsbericht haben wir es ja mit Gottestagen zu tun, denn während der ersten fünf »Tage« existieren Menschen noch nicht einmal – Gott ist es, der handelt! Und für Gottes Tage gelten natürlich besondere Maßstäbe:
»Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.«
(2.Petrus 3:8)
»Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.« (Psalm 90:4)
Gottes Schöpfung ist nicht jung, sondern besteht schon seit »Ewigkeiten«, hebräisch 'olam, das sind ganze Zeitalter, die das menschliche Vorstellungsvermögen sprengen. Das entsprechende griechische Wort Äon wird heutzutage übrigens in der Wissenschaftssprache gebraucht, um die Kategorie der drei größten Erdzeitalter überhaupt zu bezeichnen, die Hunderte von Jahrmillionen umfassen. Gott ist »der Alte an Tagen« (Daniel 6:9). Doch betrachten wir die Verwendung des Wortes jom im Schöpfungsbericht selbst, nehmen wir ihn wirklich beim Wort:
»Und Gott nannte das Licht ›Tag‹ [jom], die Finsternis aber nannte er ›Nacht‹.« (Genesis 1:5)
Jom bezeichnet hier ganz sicher keine 24 Stunden, sondern ausdrücklich »das Licht«, also entweder zwölf Stunden, oder aber, was wahrscheinlicher ist, die helle Seite der Erde, auch »Tag-Seite« genannt. (Es geht an dieser Stelle auch nicht um ein bestimmtes Land oder einen bestimmten Ort auf der Erde, wo die Sonne auf- und untergehen könnte, sondern um die gesamte Erde, die von Wasser bedeckt war.) So gesehen ergibt die Weiterführung einen Sinn:
» … die Finsternis nannte er ›Nacht‹. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.« (Genesis 1:5)
Wollte man dies als die Beschreibung eines Menschen- oder Erdentages deuten, dann würde hier auf die Nacht ein Abend folgen, und auf diesen sogleich ein Morgen, ohne Nacht dazwischen, man vergleiche den Text! Und abschließend würde das dann »ein Tag« genannt werden, das heißt, der Tag hätte mit dem Morgen geendet – wo gibt es so etwas? Man muss schon recht oberflächlich lesen, wenn man dies für einen »ganz normalen Erdentag« ausgeben will! Nimmt man es aber als Gottestag, dann macht es Sinn, denn erstens hat der keine Nacht (Gott schläft und schlummert nicht, Psalm 121:4), und zweitens gilt da ein ganz anderer Zusammenhang: Ein Tag Gottes ist erst dann vorbei, wenn ein Neuanbruch, hebräisch boqär = Morgen, wörtlich »Durchbruch« zu dem nächsten stattgefunden hat. Der »Abend« unmittelbar davor ist eine Zeit des Übergangs, Zuendegehens, hebräisch 'äräb = Eingehen, Vermischung am Ende des ausklingenden Zeitalters. Der Abend eines Kalendertages mit seinem »Zwielicht« ist also ein Bild für den Übergang, der Morgen das Bild für den Neuanbruch eines Gottes-Zeitalters (vergleiche den Ausdruck »Lebensabend« im Deutschen). Die Nacht dazwischen fällt bei Gottestagen aus. Wenn man den Text also Wort für Wort durchgeht, gibt er für Erdentage eigentlich gar keinen Sinn, für Gottestage aber sehr wohl. Das gilt auch für den Inhalt der darauf folgenden Tage.
Am dritten Tag tauchte das Festland aus dem universalen Meer auf, besiedelten Pflanzen das Festland und trugen sogar noch Früchte, denn der Text bestätigt: »Und es geschah so«! Sollte dies innerhalb von 24 Stunden geschehen sein? Man stelle sich vor, welche Erdbeben und gewaltigen Flutwellen das Auftauchen des gesamten Festlandes der Erde innerhalb eines Tages zur Folge gehabt hätte. Und in diesem tobenden Inferno sollte die Erde nicht nur weltweit Pflanzen hervorbringen, sondern diese sollten auch noch innerhalb von weniger als 24 Stunden Früchte tragen?
Oder der fünfte Tag: Die Tiere sollten sich innerhalb dieses Tages so sehr vermehren, dass die Meere von ihnen wimmelten, und zwar ausdrücklich durch natürliche Fortpflanzung und nicht durch Wunder! Und dann der sechste Tag: Die Menschheit war so fruchtbar, dass sie die Erde innerhalb dieses Tages füllte, denn wiederum heißt es: »Und es geschah so«, Vers 31. Der Textzusammenhang fordert also auch hier zwingend lange Gottes-Tage. Und es kommt noch deutlicher: Während bei jedem der ersten sechs Tage ausdrücklich betont wird, dass er zu Ende ging, geschieht dies beim siebten Tag nicht. Warum? Weil dieser Tag über Jahrtausende hinweg bis heute andauert:
»Denn er hat irgendwo von dem siebten [Tag] so gesprochen: ›Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.‹ Und an dieser Stelle wiederum: ›Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen‹ […] Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volke Gottes übrig.« (Hebräer 4:4–5,9)
Wenn der siebte Tag so lang ist, dass er bis heute andauert, wo ist dann das Problem, wenn auch die vorhergehenden sechs Tage lange Zeiträume waren?
Und nun zum letzten Vorkommen des Wortes Tag im Schöpfungsbericht, das manche Übersetzungen leider unterschlagen, indem sie es mit »Zeit« oder Ähnlichem übersetzen, weil es eben überhaupt nicht mehr ins Schema von 24-Stunden-Tagen gepresst werden kann. Denn hier haben wir es mit einem »Tag« zu tun, der sechs Tage lang dauerte:
»Dies sind die Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde in ihrem Erschaffenwerden, an dem jom [= Tag], an dem der HERR, Gott, Himmel und Erde zubereitete [^asah].« (Genesis 2:4)
Hier werden die sechs Tage (jom) der Genesis ausdrücklich als ein einziger Tag = jom zusammengefasst (Exodus 20:11). So zeigt der Textzusammenhang, dass es absurd wäre, sich bei den Tagen im Schöpfungsbericht auf Kalendertage zu versteifen: Kein einziges Mal im ganzen Bericht wird jom für einen 24-Stunden-Tag gebraucht!
Das Hauptproblem bei der ganzen Sache ist, dass durch den Kurzzeit-Kreationismus vielen Suchenden der Eindruck vermittelt wird, die Bibel lehre fälschlich eine junge Erde. Damit wird für wissenschaftlich gebildete Menschen ein schier unüberwindliches Hindernis aufgebaut, denn wie sollen sie der Bibel in geistlichen Dingen glauben, wenn sie gleich auf den ersten Seiten den sicheren Erkenntnissen der Naturwissenschaft zu widersprechen scheint? Schließlich gibt es heute jede Menge wissenschaftlicher Beweise für das hohe Alter der Welt!
Nehmen wir zum Beispiel die Tatsache, dass wir unzählige von Sternen am Himmel sehen, die Millionen und Milliarden von Lichtjahren von uns entfernt sind, deren Licht also dementsprechend lange gebraucht hat, um uns zu erreichen. Daraus ergibt sich als zwingende Schlussfolgerung, dass das Universum entsprechend alt sein muss, denn sonst hätte das Licht von ungefähr 99% aller Sterne uns bis heute nicht erreicht. Der nächtliche Abendhimmel ist demnach ein Beweis dafür, dass das Universum genau so alt wie groß ist – ungefähr vierzehn Milliarden (Licht-) Jahre!
Zwei weitere Beispiele: Durch den Abgleich der Ringe von Bäumen, deren älteste alleine schon ein Alter von mehr als achttausend Jahren erreichen, lässt sich ein lückenloser Kalender erstellen, der Zehntausende von Jahren zurückreicht.
Und auch in den Gebieten des ewigen Eises gibt es einen »Kalender«: Der Wechsel der Jahreszeiten sowie der Einschluss von Blütenstaub hinterlässt eindeutige Hinweise auf die Jahreswechsel, vergleichbar mit den Jahresringen der Bäume. Und in Form von kilometerlangen Bohrkernen kann man so Zeitspannen von Hunderttausenden von Jahren dokumentieren.
Und es gibt noch einen Beweis für das hohe Alter der Erde, der von jeglicher Datierungsmethode unabhängig ist, weil er die Datierung von Elementen der Erdkruste allein nach der Nuklidkarte vornimmt: Die Tatsache, dass alle mittellebigen Atomarten auf der Erde nicht mehr ursprünglich vorkommen, wogegen sämtliche Atome mit Halbwertszeiten von mehr als 500 Millionen Jahren noch auftreten, lässt sich allein durch das hohe Nuklidentstehungsalter von mehreren Milliarden Jahren erklären!
Wir machen Gott nicht größer, indem wir seine Schöpfung kleiner oder jünger machen als sie ist. Gott braucht die Zeit nicht, er ge-braucht sie. Darum heißt es auch: »Gott ist nie in Eile, denn als er die Zeit erschuf, hat er genug davon gemacht!«
Ohne »Abstammung« kein Heil!
Herkunft und Zukunft der Menschheit
Die Bibel beginnt mit einem Stammbaum. Das Neue Testament beginnt wiederum mit einem Stammbaum. Deutlicher könnte ein Buchautor wohl kaum machen, dass Abstammung ihm sehr wichtig ist. Und kein Wunder, denn der Autor dieses Buches ist »unser VATER im Himmel«, und der Zweck seines Buches ist, uns mitzuteilen, dass er einen SOHN hat, der ihm alles bedeutet, und dass es sein größter Wunsch für uns ist, dass wir alle seine KINDER werden. Mit gutem Recht kann man die Bibel Gottes »Familienstammbuch« nennen, in dem uns unsere Herkunft und unsere Zukunft geoffenbart wird. »Abstammung« spielt dabei eine so wichtige Rolle, dass wir ohne Übertreibung sagen können: »Ohne Abstammung kein Heil!« Damit liegen wir auf einer Linie mit der zentralen Erkenntnis der modernen Biologie = Lehre vom Leben: »Alles Leben auf dieser Erde beruht auf Abstammung, und ohne Abstammung gibt es kein Leben!« Allerdings führt die Bibel diese Linie weiter als die Biologie, nämlich auf das Ziel hin, zu dem alles Leben strebt: Nie endendes, ewiges Leben. Und sie erklärt uns, wie einfach dieses Leben erreicht werden kann, »kinderleicht« wäre in diesem Zusammenhang vielleicht das beste Wort. Der Vater im Himmel wollte, dass es so leicht ist, damit jeder und auch wirklich jeder es schaffen kann, selbst noch das letzte »verlorene Schaf«. Das ist die gute Nachricht, nicht, dass wir Gott suchen und etwas schaffen müssen, sondern dass der Vater im Himmel uns sucht und bereits alles vorbereitet hat. Man könnte auch sagen: Er wirbt um uns, wie ein Bräutigam um seine Braut. Alles ist bereit, wir müssen nur noch »Ja!« sagen. Auch das passt zum Thema »Familienstammbuch«. Und es ist der Grund, warum ich dieses Heft mit dem Thema »Evolution« geschrieben habe.
Der Begriff »Evolution« ist untrennbar mit der Bibel verbunden: Er stammt vom lateinischen »evolvere« ab und bezeichnet wörtlich das »Entwickeln«, das »Aufrollen« einer Buch-Rolle, wobei »das Buch«, griechisch: »to biblos«, auf die Bibel hinweist, die früher ja in Rollenform vorlag. Umgekehrt wird niemand bestreiten, dass auch die Bibel selbst »evolutiv«, über Jahrtausende hinweg und durch die Hände dutzender Schreiber, entstanden ist, da sie doch selbst ausdrücklich dokumentiert, wie dies geschah. Und die Bibel beschreibt von der ersten Seite an »Evolution«, nämlich wie sich nach der Erschaffung des Weltalls im Anfang Gottes Plan ent-wickelt hat: Beginnend mit dem Stammbaum des Menschen, wird als Nächstes über die »Wiege der menschlichen Kultur« berichtet, nämlich wie auf dem Wege von Stammbäumen die Völker des Nahen Ostens sich aus wenigen Vorfahren entwickelten, wobei das Hauptaugenmerk auf Israel gerichtet ist.
In der Biologie wiederum ist »Evolution« heute der zentralste und zugleich der allumfassendste Begriff, und er steht vor allem für eines, nämlich die Abstammung aller Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren. In der Bibel ist gerade Abstammung eines der wichtigsten Themen überhaupt, mit all den Begriffen, die dazu gehören: Vaterschaft, Sohnschaft, Liebe, Verlobung, Braut, Hochzeit, Zeugung, Wehen, Geburt, Mutterschaft, Bruderschaft usw. Man könnte Abstammung mit dem biblischen Begriff »Zeugung« durchaus die »Lieblings-Methode« Gottes nennen. Mit ihr erzeugte er das Leben auf der Erde, und mit ihr bringt er auch das himmlische Leben auf die Erde!
Ist es nicht verblüffend, dass die Bibel ausgerechnet mit einem Abstammungsverzeichnis beginnt, nämlich mit den »Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde«, Genesis 1:1 bis 2:4? Darin wird berichtet, wie der Geist Gottes schützend über den Urgewässern der Tohuwabohu-Erde »brütete«, woraufhin sich das Erdenleben in Form eines Stammbaumes entwickelte, über Wassertiere und Landtiere bis hin zum Menschen, und zwar über lange Gottestage hinweg, deren letzter, siebter bis heute andauert, Genesis 1:1–2:4.
Und so geht es weiter, auch das Neue Testament beginnt mit einem Stammbaum: Wieder ist der Geist Gottes am Wirken, diesmal wird eine Menschenfrau von ihm »überschattet«, Lukas 1:35, wodurch ein Sohn »des Himmels und der Erde« gezeugt und geboren wird. Wenn Gott das Alte und das Neue Testament mit Familienstammbäumen beginnen lässt, dann zeigt das, wie wichtig ihm dieses Thema ist. Und warum, das wird klar, wenn wir einen Blick in den ersten Stammbaum werfen. Darin wird berichtet, dass Gott die Menschheit in seinem Bilde erschuf, also doch irgendwie ihm ähnlich. Heraus kamen zwei Geschlechter, männlich und weiblich. Mit anderen Worten: Gott ist nicht nur der Erfinder des Sex, er liegt in seinem Wesen begründet! Gott hat gerade den »Zeugungsakt« zum »Höhepunkt« menschlichen Lustempfindens gemacht. (Und was treibt bis zum heutigen Tage die Menschen mehr um, als dem ersten Gebot zu gehorchen bzw. den ersten Segen anzunehmen, den Gott ihnen gegeben hat: »Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch!« Genesis 1:28) Das sagt etwas über Gott selbst: Nicht nur beruht alles Leben auf dieser Erde auf Abstammung, Vaterschaft ist eine himmlische Realität, die im Wesen Gottes begründet liegt und die höchsten Freuden mit sich bringt. Alle irdischen Formen von Vaterschaft und Abstammung sind nur eine Abschattung von Gottes Wesen:
»Ich beuge meine Knie vor dem VATER, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden benannt wird.« (Epheser 3:15)
Gott ist »der Vater«, das ist eine Hauptbotschaft der Bibel. Er ist nicht nur der Erzeuger des »Urknalls«, der Schöpfer des Weltalls im Anfang, er ist auch der Regisseur der Evolution, oder biblisch ausgedrückt: Er ist der wahre Vater aller »Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde«, Genesis 2:4. Vaterschaft und Leben haben im Himmel ihren Ursprung. [Anmerkung: Man kann dies vielleicht auch materiell verstehen, denn im zweiten Vers der Bibel scheint das Leben ja schon existiert zu haben und musste nur noch »ausgebrütet« oder »beschützt« werden, sodass es womöglich tatsächlich schon vorher »im Himmel«, also im Weltraum außerhalb der Erde, begonnen hat. Das widerspräche der anderen, geistigen Deutung nicht.] Das drückt sich auch darin aus, dass das Gebet aller Christen mit genau diesem Wort beginnt: »VATER unser im Himmel!« (Matthäus 6:9).
Und Vater ist jemand nur, wenn er auch Kinder gezeugt hat, zumindest eines. Und das Wort »Vater« bezeichnet ihn speziell in dieser Beziehung, in der das Hauptaugenmerk auf die Kinder gerichtet ist. Und tatsächlich, das häufigste Hauptwort des Alten Testamentes ist hebräisch »ben = Sohn«. Es kommt circa 4.930 Mal vor, das ist sogar wesentlich häufiger als das Wort »älohim = Gott« (circa 2.600 Mal)! [Anmerkung: Nur der Gottesname JaHWeH = HERR ist noch häufiger (6.828 Vorkommen).] »Wes das Herz voll ist, davon geht der Mund über«, vergleiche Lukas 6:45, demnach liegt dem Autor des Alten Testamentes sehr viel an diesen zwei Worten: Gott – Sohn. Mit anderen Worten: Gott ist seinem Wesen nach Vater, und er hat einen Sohn! Im Neuen Bund wird damit enthüllt und erfüllt, was sich im Alten Bund schon angekündigt hat:
»Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und herabgefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt? Wer hat die Wasser in ein Tuch eingebunden? Wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?« (Sprüche Salomos 30:4)
Kein Zweifel, hier ist von Gott die Rede, denn nur er hat »die Enden der Erde aufgerichtet«. Sein Name ist Jahweh, und inzwischen wissen wir auch den Namen seines Sohnes. [Anmerkung: Jeschua, das heißt »Jahweh, der HERR, rettet, die ihn um Hilfe anrufen« (von hebräisch: schawa' = um Hilfe rufen). »Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden«, Römer 10:13; Joel 3:5, Matthäus 1:21.] Denn die Antwort auf die obige Frage gibt uns das Neue Testament, dessen zentrale Botschaft eben die ist, dass Gott einen Sohn hat. Und, wie könnte es anders sein, auch dieses Buch beginnt wieder mit einem Stammbaum! Allerdings, wer findet einen solchen Buchanfang heute spannend oder verlockend zum Lesen:
»Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon … « (Matthäus 1:1–4 nach der Einheitsübersetzung)
Und in diesem Stil geht es siebzehn Verse lang! Ich kann mir nur zwei Arten von Menschen vorstellen, die sich für so etwas begeistern könnten: Juden, für die Geschlechtsregister schon seit alttestamentlichen Zeiten eine herausragende Rolle spielen, und natürlich Evolutionsbiologen, bei denen sich letztlich immer alles um Abstammung dreht! :-)
Auf jeden Fall könnte es keine passendere Verbindung zwischen den beiden Büchern der Bibel geben, denn auch im Neuen Bund ist Abstammung ein Hauptthema: Die Stammbäume, die das Grundgerüst für die ganze Handlung des Alten Testamentes bilden (siehe die Toledot-Register am Anfang dieses Buches), gehen hier sozusagen nahtlos über in den Stammbaum Jesu.
Matthäus 1 verfolgt die Ahnen von Jesus väterlicherseits bis zu Abraham zurück und belegt seine Abstammung von der königlichen Linie über David und Salomo, und somit seinen rechtmäßigen Anspruch auf den Königsthron Israels. Und der mütterliche Stammbaum Jesu, Lukas 3:38ff, reicht biologisch bis zu Adam und geistlich bis zu Gott zurück, Lukas 3:38.
Hier haben wir sie also wieder, die »Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde«, und sie sind an einem entscheidenden Punkt angekommen, und wieder wirkt der Geist Gottes, »überschattet« eine Frau: Jesus ist Sohn zugleich des Himmels und der Erde! Einerseits ganz normal von einer Frau geboren und in Windeln gewickelt wie jedes andere Kind auch, war er voll und ganz Mensch, Johannes 19:5; 1.Korinther 15:47. Andererseits wurde Jesus direkt vom Heiligen Geist gezeugt und war Gottes Sohn.
Zugegeben, früher muss dies nahezu unglaublich geklungen haben: Wie sollte eine Frau ein Kind bekommen, ohne von einem Mann zu wissen, Lukas 1:34? Aber modernen Menschen sollte es eigentlich nicht mehr so schwer fallen, dies für möglich zu halten, wo doch künstliche Befruchtungen heutzutage fast schon eine Routineangelegenheit sind – irgendeine Mutter auf dem Spielplatz in der Nachbarschaft könnte eine »Jungfrau mit Kind« sein! Sollte da etwas Ähnliches für Gott, den Schöpfer des Weltalls, unmöglich sein?
Allerdings hat dies gewaltige Konsequenzen: Wenn Menschen etwas »schaffen«, dann handelt es sich dabei um Dinge. Aber wenn sie etwas »zeugen«, dann ist das wiederum ein Mensch. Ebenso ist der einziggezeugte (griechisch: mono-genäs = einmalig seinem Ursprung nach) Sohn Gottes nicht nur ein Geschöpf, sondern in Wirklichkeit wiederum Gott:
»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Und das Wort war Gott … Niemand hat Gott jemals gesehen, der einziggezeugte Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.« (Johannes 1:1–18)
»Von Ewigkeit her war ich eingesetzt, von Anfang an, vor den Uranfängen der Erde … da war ich Schoßkind bei ihm und war seine Wonne Tag für Tag … « (Sprüche Salomos 8:22–23,30)
Das Neue Testament betont, dass es unbedingt notwendig war, dass Gott Mensch wurde. Warum? Und warum ist es so wichtig, dass Jesus einen Stammbaum hat, der bis in die Anfänge des Alten Testamentes zurückreicht? Hätte es nicht genügt, von irgendeiner Frau abzustammen? Es gab keinen anderen Weg, um die Menschheit zu erlösen:
»Denn du bist unser Vater. Denn Abraham weiß nichts von uns, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater, unser Erlöser[hebräisch: go'el] von alters her, das ist dein Name.« (Jesaja 63:16)
Das hebräische go'el = Löser, Erlöser bezeichnet die engsten »Blutsverwandten«, die nächsten Familienmitglieder, die das Recht und die Aufgabe hatten, verschuldete oder versklavte Verwandte oder deren Besitz auszulösen, sie zu »erlösen«:
»Es soll, nachdem er sich verkauft hat, Lösungsrecht [ge'ulah] für ihn bestehen. Einer von seinen Brüdern soll ihn einlösen [ga'al]. Entweder sein Onkel oder der Sohn seines Onkels soll ihn einlösen [ga'al], oder einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seiner Sippe soll ihn einlösen [ga'al] … « (3.Mose 25:48–49)
Gott hat immer wieder betont, dass er der Erlöser Israels ist, und er hat diese Zusage im vollen Sinne des Wortes eingehalten, indem er ein Blutsverwandter Israels wurde:
»Denn so spricht der HERR: Umsonst seid ihr verkauft worden, und nicht für Geld sollt ihr gelöst [ga'al] werden.« (Jesaja 52:3)
»Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst [griechisch: lytróoh] worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken.« (1.Petrus 1:18–19)
Das Neue Testament beginnt mit dem Stammbaum des erwarteten Retters: Nur weil Jesus von Israeliten abstammte, konnte er sie erlösen – und natürlich, weil er zugleich »von Gott abstammte«. Keine Erlösung ohne Abstammung!
Für viele fromme Juden war der Kreuztod Jesu das größte Hindernis an ihn zu glauben: Konnte jemand schuldlos sein, den Gott solch einen Tod sterben ließ? Und umgekehrt: Würde Gott es zulassen, dass ein Unschuldiger so grausam für die Schuld anderer büßen sollte? Ähnlich lautet übrigens eines der Argumente, das von manchen Christen gegen die Evolution ins Feld geführt wird: »Gott würde niemals den Tod vieler unschuldiger Tiere zulassen, um seine Pläne durch Evolution zu verwirklichen.« Aber schieben wir einmal unsere Wunschvorstellungen von Gott beiseite und betrachten die biblische Realität: Hat nicht gerade Gott schon im Alten Testament den Opfertod vieler »reiner«, »makelloser«, also symbolisch »schuldloser« Tiere benützt, um Israel darauf vorzubereiten, dass zur Vergebung aller Verfehlungen ein Unschuldiger sterben muss? Das mag unserem religiösen Empfinden zuwiderlaufen, doch genau das steht geschrieben! So sollte das Volk der Juden darauf vorbereitet werden, das »Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt«, zu erkennen und anzunehmen, Johannes 1:29.
Die Opfertiere im Alten Testament mussten makellos sein, »unschuldig«. Denn »Erlösung«, hebräisch ga'al, bedeutet »Freikauf«, und nur ein Unschuldiger, ein »Unverschuldeter« kann einen Schuldigen, Verschuldeten »erlösen«, freikaufen! Und das gilt nicht nur im materiellen Bereich der Geld-Schulden, sondern vor allem auch im geistigen Bereich: Der Tod hat über Alle Macht, die in Gottesferne, in »Sünde« (von sund = Trennung von Gott), leben. Die Rettung vor dem Tod konnte also nur jemand bringen, der selbst nicht in schuldhafter Trennung von Gott lebte. Über ihn hatte der Tod keine Macht und so wurde er durch die Auferstehung zum ersten Mal besiegt.
Ja, es mag ungerecht sein, einen Unschuldigen für die Schuldigen bezahlen zu lassen – aber nur, wenn dieser es selbst nicht will! Aber das ist ja gerade die gute Nachricht: Jesus kam freiwillig, um genau das zu tun, und er sagte im Garten Gethsemane von sich aus »Ja!«, auch wenn es ihm sehr, sehr schwer fiel. Und auch der Vater gab seinen Sohn freiwillig, aus Liebe, obwohl es ihn alles kostete, Römer 8:32. Wer selbst Kinder hat, weiß, dass nicht Jesus am Kreuz alleine litt, sondern mindestens ebenso sein Vater im Himmel, der mit ansehen musste, was sein Sohn auf sich nahm!
Dieser Tod war kein Selbstzweck, sondern zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde ein toter Mensch nicht nur wiederbelebt, sondern auferweckt, indem sein Körper verwandelt wurde in eine völlig neue Bestehensweise. Jesus hatte nach seiner Auferstehung einen Körper, mit dem er durch Mauern gehen, erscheinen und verschwinden konnte, wie er wollte. Sein alter Körper war nicht mehr da, er ist verwandelt worden. Damit war Jesus aus dem Tode auferstanden, was am Anfang nicht einmal seine Jünger glauben konnten, obwohl er es ihnen vorhergesagt hatte und Augenzeugen es ihnen berichteten. Erst, als er ihnen persönlich erschien und sich von ihnen anfassen ließ, glaubten sie es und bezeugten es unter Einsatz ihres Lebens als Augenzeugen im Römischen Reich. Das Christentum beruht also nicht auf einer Überzeugung, sondern auf Augenzeugenberichten von ehemals Ungläubigen und Kleingläubigen, die nicht anders konnten, als weiter zu erzählen, was sie mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Händen angefasst hatten, 1.Johannes 1:1; 2.Petrus 1:16.
Wohin führt die »Evolution«?
Das Alte Testament beschreibt die Entwicklung des Erdenlebens von der »Ursuppe« der Tohuwabohu-Erde bis hin zu Jesus Christus. Das Neue Testament knüpft an diesen Stammbaum an, doch dann kommt das Verblüffende: Mit Jesus Tod scheint dieser zu enden – Jesus hatte keine Nachkommen! Oder doch? Genau an Jesus wird deutlich, welchen »Quantensprung« die Evolution an dieser Stelle macht, wie der »Stammbaum von Himmel und Erde« nun fortgesetzt wird. Ich möchte dazu C. S. Lewis zitieren, der dies in seinem Buch »Pardon, ich bin Christ« so schön beschrieben hat. Nur einen Gedanken möchte ich dem noch voran schicken.
Die Naturwissenschaften haben enorme Fortschritte gemacht und Gewaltiges geleistet. Aber wohl kaum jemand wird bestreiten, dass sie für die zwei größten Probleme der Menschheit keine Lösung finden konnten: Sie konnten aus uns nicht wirklich »bessere Menschen« machen, und sie konnten die Macht des Todes nicht brechen. Obwohl das Ziel der Evolution, um es mit Darwins Worten auszudrücken, »survival of the fittest« ist, müssen bis heute alle Menschen irgendwann sterben. Und obwohl wir in der Lage wären, alle Menschen mit Nahrung zu versorgen, haben wir statt dessen alle Völker mit modernen Waffen versorgt. Und obwohl wir Herzen transplantieren können, haben wir mehr denn je Probleme mit Übergewicht und allen Arten von Süchten. Obwohl auch heute noch die Gründung einer intakten Familie der Wunsch Nummer eins aller Singles ist, und obwohl wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kinder mehr als alles andere eine intakte Familie brauchen, zerbrechen doch heute mehr Partnerschaften denn je. Ja, es scheint sogar, je mehr wir wissenschaftlich ermöglichen, desto schlimmer wird es mit uns, denn inzwischen sind wir zwar bald zu allem fähig, aber zu nichts mehr zu gebrauchen. Wir sind zur größten Gefahr für das Leben auf dieser Erde geworden. Könnte es sein, dass die Lösung von ganz anderer Seite kommen muss? Hören wir C. S. Lewis:
»Vielleicht kann ein moderner Mensch die christliche Idee am besten verstehen, wenn er sie mit der Evolutionslehre in Verbindung bringt. Evolution kennt heute jedes Kind, wenn auch einige Gelehrte schwerwiegende Bedenken anmelden. Jedes Kind bekommt gesagt, dass der Mensch sich aus niederer Lebensform entwickelt hat. Ganz folgerichtig fragt man sich dann: ›Was ist die nächste Stufe? Wann wird das übermenschliche Wesen erscheinen?‹ Phantasiebegabte Schriftsteller versuchen manchmal, diese nächste Stufe konkret darzustellen, den Übermenschen, wie sie ihn nennen. Im allgemeinen gelingt ihnen aber nur das Bild eines Wesens mit einigen zusätzlichen Sonderbeinen oder -armen, das erheblich abstoßender ist als der Mensch, wie wir ihn kennen. Wie aber, wenn die nächste Stufe von der früheren noch unterschiedlicher wäre, als man sich je hätte träumen lassen? Dabei wird es sogar sehr wahrscheinlich so sein.
Vor Tausenden von Jahrhunderten gab es riesige, sehr schwer gepanzerte Geschöpfe. Hätte jemand zu dieser Zeit den Gang der ›Entwicklung‹ vorausgesagt, so hätte er als sicher annehmen müssen, dass die Entwicklung zu immer schwereren Panzern weitergehen würde. Doch er hätte sich getäuscht. Die Zukunft brachte etwas, womit zu jener Zeit niemand rechnen konnte. Plötzlich waren kleine, ungepanzerte Lebewesen da, die einen besseren Verstand hatten. Und mit diesem Verstand begannen sie, den ganzen Planeten zu beherrschen. Sie besaßen nicht nur mehr Kraft als die prähistorischen Ungeheuer, es war auch eine ganz andere Art von Kraft.
Nun scheint es mir, dass die meisten der beliebten Vermutungen über die menschliche Zukunft denselben Fehler haben. Alle sehen oder glauben wenigstens zu sehen, dass die Menschen einen größeren Verstand entwickelten und größere Herrschaft über die Natur erlangten. Und weil sie denken, der Strom fließt in diese Richtung, bilden sie sich ein, er wird weiter in diese Richtung fließen. Ich kann mich aber des Gedankens nicht erwehren, dass die nächste Stufe etwas vollständig Neues sein wird. Sie wird in eine Richtung gehen, die wir uns nicht im Traum vorstellen können. Wäre das nicht so, bräuchte man gar nicht von einer neuen Stufe zu sprechen. Ich persönlich erwarte nicht nur etwas Neues, sondern etwas absolut Neuartiges, nicht eine Veränderung, sondern eine neue Methode, die Veränderung hervorruft. Außerdem wäre ich nicht überrascht, wenn im Augenblick des Ereignisses nur ganz wenige Menschen bemerken würden, dass es sich ereignet.
Um in diesen Redewendungen zu bleiben: der christliche Aspekt ist genau der, dass die nächste Stufe schon da ist. Sie ist wirklich etwas Neues. Es ist nicht ein Wandel vom gescheiten zum gescheiteren Menschen, es ist ein Wandel, der in völlig anderer Richtung verläuft. Deswegen in eine andere Richtung, weil wir bisher Geschöpfe Gottes waren und nun Söhne Gottes werden sollen. Dieser erste neue Mensch war vor zweitausend Jahren in Palästina da. Von ›Evolution‹ kann hier jedenfalls nicht die Rede sein, da er nicht aus dem natürlichen Prozess der Dinge erwächst, sondern von außen in die Natur gelangt. Und tatsächlich unterscheidet sich diese neue Stufe von allen vorausgegangenen nicht nur dadurch, dass sie von außerhalb der Natur kommt, sondern auch in folgenden Punkten:
Auf den früheren Stufen hatten die Lebewesen entweder keine oder nur eine geringe Entscheidungsfreiheit, ob sie den neuen Schritt wagen wollten. Fortschritt erlebten sie, doch bewirkten sie ihn nicht. Aber den neuen Schritt, den Schritt vom Geschöpf zum Sohnsein gehen sie freiwillig, zumindest in einer Hinsicht. Er ist nicht in der Weise freiwillig, dass wir selbst entscheiden könnten, ob wir gehen oder ob wir ihn uns auch nur vorstellen könnten. Aber er ist in der Hinsicht freiwillig, dass wir ihn ablehnen können, wenn er uns angeboten wird. Wenn wir wollen, dürfen wir den Rückzug antreten, eine Kehrtwendung machen und die neue Menschheit ohne uns entstehen lassen […]
Diesen Schritt unternimmt man in einem anderen Tempo als die vorhergehenden. Verglichen mit der Entwicklung der Menschheit auf unserem Planeten, scheint sich die Ausbreitung des Christentums über die Menschheit wie ein Blitzstrahl zu vollziehen, bedeuten doch zweitausend Jahre so gut wie nichts in der Geschichte des Universums. Man vergesse nicht, dass wir alle noch die ›frühen Christen‹ sind. Die bestehenden und schlimmen Spaltungen zwischen uns sind, so hoffen wir, nur Kinderkrankheiten: Wir zahnen noch. Unsere Umwelt denkt zweifellos das Gegenteil. Sie meint, dass wir an Altersschwäche sterben. Aber sie hat schon immer gedacht, das Christentum liegt im Sterben, durch Verfolgung von außen oder Korruption im Innern, durch die Entstehung des Islams, die Entwicklung der Naturwissenschaften, die Entstehung großer antichristlicher, revolutionärer Bewegungen. Aber jedesmal hat sich die Welt getäuscht. Ihre erste Enttäuschung erlebte sie bei der Kreuzigung. Der Mann wurde wieder lebendig. In gewissem Sinn […] geschieht das seither immer wieder. Die Menschen wollen Christus und seine Gemeinde immer wieder töten: Und jedesmal, wenn sie gerade die Erde auf seinem Grab feststampfen, hören sie plötzlich, dass er noch am Leben und sogar an einer neuen Stelle auferstanden ist […]
Die Einsätze sind höher. Bei einem Rückfall auf den früheren Entwicklungsstufen verlor ein Geschöpf schlimmstenfalls seine wenigen Jahre irdischen Lebens, sehr oft nicht einmal das. Bei einem Rückfall auf dieser Stufe verlieren wir letztlich alles. Jetzt ist der kritische Augenblick gekommen. Es ist eine Krise wie bei einer Geburt. Bis wir uns erheben und Christus folgen, sind wir noch ein Teil der Natur, leben wir noch im Schoß der großen Mutter. Ihre Schwangerschaft war lang, schmerzlich und sorgenvoll, aber nun hat sie ihren Höhepunkt erreicht. Der Augenblick ist gekommen. Alles ist bereit. Der Arzt ist eingetroffen. Wird die Geburt gut verlaufen?
Aber es gibt natürlich einen bedeutsamen Unterschied gegenüber einer gewöhnlichen Geburt. Bei einer gewöhnlichen Geburt hat das Baby nicht die Wahl, ob es zur Welt kommen will oder nicht. Hier hat das Baby die Wahl. Ich möchte gern wissen, wie sich ein gewöhnliches Baby verhalten würde, wenn ihm die Wahl bliebe. Es könnte vorziehen, in der Dunkelheit, der Wärme und Sicherheit des Schoßes zu bleiben. Denn es würde natürlich davon ausgehen, dass der Schoß Sicherheit bedeutet. Und gerade das wäre falsch. Wenn es nämlich dort bleibt, wird es sterben.«
(C. S. Lewis: »Pardon, ich bin Christ«, Kapitel 11, Seite 167–172)
Der Weg zum neuen Menschen
Die naturwissenschaftliche Botschaft der Biologie lautet: »Alles Leben beruht auf Abstammung!« Das können wir nur bestätigen und hinzufügen: Auch das neue, das »ewige« Leben! Dieses bezeichnet in erster Linie eine Qualität von Leben, nämlich ein Leben in Liebe, Johannes 17:3, und erst in zweiter Linie dessen Dauer, so wie »Gold« in erster Linie die Qualität eines Edelmetalles bezeichnet, das aufgrund seiner Eigenschaften »ewig« nicht rostet. Mit anderen Worten, man muss eine ganz neue Art von Mensch werden, um in die neue Welt Gottes zu gelangen, weil sonst auch dort schon nach kürzester Zeit wieder Mord und Totschlag herrschen würden. Und so hat Jesus erklärt, dass es nur einen Weg dorthin gibt:
»Wenn jemand nicht von neuem gezeugt wird [griechisch: gennáo ánothen = von neuem oder von oben zeugen], kann er das Reich Gottes nicht sehen …« (Johannes 3:3)
Dies ist nicht mit der Lehre von der Reinkarnation, der Wiederfleischwerdung des Menschen zu verwechseln, die aussagt, dass wir nach unserem Tod als irgendein anderes, irdisches Lebewesen auf die Erde zurückkehren. Die Wiederzeugung der Bibel geschieht schon zu unseren Lebzeiten:
»Nikodemus fragte: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren [oder gezeugt, griechisch: gennáo] wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.« (Johannes 3:4–5)
Das griechische gennáo ánothen bedeutet wörtlich: von oben oder von neuem, nochmals gezeugt oder geboren werden. Die Bibel nennt diesen Vorgang palin-genesía = Wiederzeugung oder auch Wieder-Geburt, Titus 3:5. Wir können die »Wiederzeugung« also am besten mit der Befruchtung einer menschlichen Eizelle vergleichen: So wie die menschliche Eizelle erst dann zum Leben ihrer Bestimmung erwacht, wenn sie befruchtet wird, kommt auch der Mensch nur zum wahren Leben, wenn sein Geist von Gottes Geist »befruchtet« wird. Das bedeutet, dass Gott die bereits vorhandenen Merkmale des jeweiligen Menschen nicht »überschreibt«, also quasi löscht, sondern das bereits Vorhandene in die neue Schöpfung mit einbezieht:
Unsere Persönlichkeit wird durch die Öffnung Gott gegenüber nicht ausgelöscht, sondern befruchtet und kommt erst dadurch zu ihrer wahren Entfaltung!
Wieder hat C. S. Lewis dies gut erklärt:
»Man darf aber nicht meinen, dass die neuen Menschen im üblichen Sinn alle gleich sind. Man stelle sich mehrere Menschen vor, die stets im Dunkeln gelebt haben. Wir wollen ihnen nun klarmachen, was Licht ist. Wir können ihnen sagen, dass Licht auf sie alle fällt, wenn sie in den hellen Tag hinaustreten, dass sie alle dann dieses Licht widerspiegeln und so das werden, was man ›sichtbar‹ nennt. Ist es nicht möglich, dass sie sich nun vorstellen, sie würden alle gleich aussehen, weil sie alle das gleiche Licht empfangen und in der gleichen Weise darauf reagieren, das heißt es alle widerspiegeln? Während wir doch wissen, dass durch das Licht ihre Unterschiedlichkeit erst erkennbar wird.
Ein anderes Beispiel: Man denke sich einen Menschen, der nicht weiß, was Salz ist. Man gibt ihm ein wenig davon zu kosten, und er bemerkt einen etwas starken, scharfen Geschmack. Wir sagen nun, dass man bei uns Salz in allen Speisen verwendet. Wird uns dieser Mensch nicht antworten: ›In diesem Fall möchte ich annehmen, dass alle eure Speisen denselben Geschmack haben. Der Geschmack von dem Zeug, das ich gerade gekostet habe, ist nämlich so stark, dass er jeden anderen Geschmack überdecken wird.‹ Wir aber wissen, dass die tatsächliche Wirkung des Salzes genau entgegengesetzt ist. Weit davon entfernt, den Geschmack von Ei, Kaldaunen oder Kohl zu vernichten, bringt es ihn überhaupt erst richtig heraus.«
(C. S. Lewis: »Pardon, ich bin Christ«, Kapitel 11, S. 167–172)
Eben, wie bei der Befruchtung einer Eizelle: Sie verliert dabei nicht ihre Eigenschaften, sondern gerade durch die Befruchtung kommt sie zum Leben und kann ihre Eigenschaften erst dann wirklich entfalten! Darum wohl vergleicht die Bibel auch das Wort Gottes, das er an uns richtet, mit einem Samen, Lukas 8:11. Dieser sucht sozusagen einen fruchtbaren Boden, in den er fallen kann. Der Boden ist unser Herz, unser Leben, das dafür geschaffen ist, ihn aufzunehmen. Wenn die beiden sich vereinigen, beginnt ein neues Leben, in dem die Eigenschaften beider zum Ausdruck kommen. Konkret geschieht dies, wenn ein Mensch Jesus als den Sohn Gottes erkennt und ihn in einer persönlichen Entscheidung als Herrn in sein Leben aufnimmt:
»Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil.« (Römer 10:8–10)
Hierbei geht es nicht um eine Religions- oder Kirchenzugehörigkeit, sondern um die persönliche Beziehung zu Gott:
»Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um sie zu verurteilen, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.« (Johannes 3:17–18)
Wenn all die Stammbäume der Bibel uns etwas lehren können, dann das: Gott ist ein »Familienmensch«. Für ihn sind Beziehungen, Liebesbeziehungen, persönliche Freundschaften das ein und alles. Nur wer in diesem Sinne von Gott »abstammt«, indem er zulässt, dass Gott sein »Vater« wird, nur wer »von neuem gezeugt«, »von neuem geboren« wird, kommt ins Reich Gottes:
»Wer den Sohn hat, hat das ewige Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.« (1.Johannes 5:12)
Die Neuzeugung geschieht nämlich durch das Aufnehmen von Jesus Christus ins eigene Leben. Und die ganze Sache ist ganz einfach: Man fängt an, mit Gott zu reden und vertraut seinem Vater im Himmel sein Leben an, täglich. So einfach ist das. Zumindest der Anfang. Denn die Neuzeugung oder Wiedergeburt ist ein Schöpfungsakt Gottes, und ein Schöpfungsakt ist immer ein Anfang!
Schöpfungsakte in unserer Zeit
»Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.« (2.Korinther 5:17)
Der Grundtext verwendet hier das Griechische ktizo, das, wie das Hebräische bara', ein Ausdruck ist, der ausschließlich für Schöpfungsakte Gottes verwendet wird. Es gilt das gleiche Prinzip wie bei allen anderen Stammbäumen der Bibel: Neues Leben entsteht durch Zeugung, und diese stellt zugleich einen Schöpfungsakt Gottes dar. Wird ein Mensch Christ, finden also zu gleicher Zeit ein Zeugungsakt und ein Schöpfungsakt in das sich entwickelnde Menschenleben hinein statt. Hier erfüllt sich das Wort von den Zeugungsfolgen von Himmel und Erde, Genesis 2:4, denn tatsächlich wird hier ein Erdenkind – von oben – zu einem Kind des Himmels gezeugt!
Aus irdischer Perspektive mag vieles von diesen Prozessen ganz natürlich aussehen: Irgendwelche Lehrer, Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen haben uns vielleicht von Gott erzählt, ein Buch geschenkt oder uns zu einer Veranstaltung eingeladen. Vielleicht hat eine Predigt uns so angesprochen, dass wir uns entschieden haben, mit Gott ein neues Leben anzufangen. Vielleicht haben wir aufgrund einer persönlichen Not erkannt, dass wir es allein nicht schaffen. Psychologen würden hier vielleicht von einem »Paradigmenwechsel aufgrund eines psychischen Traumas« sprechen. Andere mögen uns schlichtweg als verrückt bezeichnen. Doch in Wirklichkeit geschieht unsere Wiedergeburt aus Gottes Geist, weil er uns die Augen für die geistliche Realität öffnet. Und wie eine irdische Zeugung ist auch die geistige Neuzeugung nicht ein Endziel, sondern der Anfang eines Reifungsprozesses, von dem andere im ersten Moment vielleicht nicht einmal etwas bemerken, nur die Schwangere selbst. Auch diese neue Schöpfung muss sich »entwickeln«:
»Seid wie neugeborene [artigénnätos = gerade, kürzlich gezeugt, geboren] Kinder [bréphos = Embryo, Neugeborenes] begierig nach der vernünftigen [logikós], unverfälschten Milch – damit ihr durch sie wachset zur Rettung.« (1.Petrus 2:2)
Wir sind wiedergezeugt, wiedergeboren, 1.Petrus 1:3,23, und brauchen geistliche Milch, biblische Lehre, die unserem geistlichen Entwicklungsstand angemessen ist, um heranzuwachsen (1.Petrus 2:2). Am Anfang sind wir noch Unmündige, die nur »Milch« vertragen (1.Korinther 3:1–2, 14:20, Galater 4:1–3), doch wir sind aufgerufen, nicht so zu bleiben, sondern anzufangen, auch »feste Speise« zu verdauen (Hebräer 5:12–14) bis wir zur »vollen Mannesreife« gelangen:
»Wir sollen alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi. Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum.« (Epheser 4:13–14)
Mit der »Wiedergeburt« ist also noch lange nicht alles »perfekt«, sondern nun fängt alles erst an, nämlich die »Entwicklung« all dessen, was Gott in uns hineingelegt hat. Wir sehen, der Stammbaum der Himmel und der Erde ist noch lange nicht zu Ende, sondern, nachdem er ja im Himmel begonnen hat, führt er nun wieder in den Himmel, in über-irdische Dimensionen.
Unnötiger Stress und Druck können allerdings durch ein falsches Gottesbild entstehen, wenn man zum Beispiel den Schöpfungsbericht falsch deutet, als hätte Gott dort ein einziges Wunderfeuerwerk veranstaltet, obwohl in Wirklichkeit die wenigen Schöpfungsakte Ausgangspunkte lange dauernder (natürlicher) Entwicklungsprozesse waren. Überträgt man diese Deutung auf sein persönliches Glaubensleben, dann meint man womöglich, Gott sei einem nur nahe, wenn dauernd spontane und spektakuläre Wunder geschehen. Folglich gerät man als Christ unnötig unter dem Druck, von heute auf morgen ein neuer Mensch zu werden oder ständig das wunderbare Eingreifen Gottes zu erleben. Gott hat Geduld, und als seine Schüler, wörtlich Lehrlinge, dürfen wir sogar Fehler machen.
Ausblick
Wie hat der Physik-Nobelpreisträger Max Planck so schön gesagt: »Für den Gläubigen steht Gott am Anfang, für den Naturwissenschaftler am Ende allen Denkens.« Dieser Satz hat sich auch für die Biologie bewahrheitet: Was Darwin nach Jahrhunderten als Endergebnis der Forschung in einem dicken Buch zu beweisen suchte: »Alles Erdenleben beruht auf einem Stammbaum« – das machte Gott zum Ausgangspunkt seines Buches und fasste es gleich auf den ersten Seiten der Bibel in einem Satz zusammen: »Dies ist der Stammbaum von Himmel und Erde«, Genesis 2:4.
Also hat die Astronomie mit ihrer Entdeckung des »Urknalls« den naturwissenschaftlich gebildeten Menschen an den Eingang der Bibel gebracht, deren erster Satz lautet: »Im Anfang schuf Gott.« Und die Biologie bringt ihn nun ein gutes Kapitel weit in dieses Buch hinein mit der Erkenntnis, dass es ohne Abstammung auf der Erde kein Leben gäbe. Doch dies ist für die Bibel erst der Anfang. Ihr Hauptziel ist es, uns zu offenbaren, dass es ohne Abstammung auch kein Leben im Himmel gibt! Sie berichtet uns, dass der Schöpfer dieser Welt und der Regisseur der Evolution unser Vater im Himmel werden möchte. Das höchste Ziel unserer persönlichen »Evolution« ist, Söhne und Töchter Gottes zu werden. Und die Bibel offenbart uns auch, wie allein dies gelingen kann:
Nur weil Gottes Geist von Anfang an unsichtbar schützend und anregend über den Keimen des Lebens schwebte, Genesis 1:2, konnte dieses sich bis hin zum Menschen entwickeln. Nur weil Gottes Geist Maria »überschattete«, Lukas 1:35, konnte ein Kind geboren werden, das zugleich Mensch und Gottes Sohn und damit Gott war. Und nur weil nach dem Tod und der Auferstehung dieses einen Menschen der Geist Gottes auf diejenigen kam, die an Jesus glaubten, Apostelgeschichte 2:3, können diese in der Kraft Gottes (ewig) leben.
Der »Stammbaum von Himmel und Erde« hat mit Jesus sein körperliches Endziel erreicht, er ist der letzte »Erdling«, hebräisch 'adam, und jetzt ist er zu einem lebendig machenden Geist geworden, 1.Korinther 15:45. Im Anfang schwebte Gott wie ein Adler über den finsteren Gewässern der Urerde. Auf Jesus kam er in Gestalt einer Taube herab. Nach der Auferstehung kam er in Gestalt von Feuerzungen, denn es handelt sich um den »heiligen« Geist, und das ist wirklich eine heiße Sache: Man kann ihn nur bekommen, wenn man bereit ist, Gott zu gehorchen, Apostelgeschichte 5:32. Das ist der Schlüssel zum Christenleben: Lassen wir Gottes Geist in uns wirken, und nehmen wir sein Wort in uns auf.
Das Wichtigste ist für Gott dabei nicht die Erkenntnis von Wahrheiten, sondern persönliche Beziehungen. Vor allem unsere Beziehung zu ihm, aber dann auch unsere Beziehungen untereinander. »Liebe Gott von ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst«, Lukas 10:27. Darum ist nicht nur interessant, wie das Alte und Neue Testament beginnen, sondern auch, wie sie enden. Das Alte:
»Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, bevor der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.« (Maleachi 3:23–24)
Gott will eben nicht, wie manche aufgrund des Alten Testamentes fürchten, richten, sondern retten – das ist das letzte Wort des Alten Testamentes selbst. Und der Schlüssel: Beziehungen, besonders die zwischen den Eltern und ihren Kindern. So fühlt der Vater aller Stammbäume! Und worum geht es am Ende des Neuen Testamentes?
»Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme! Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!« (Offenbarung 22:17)
Hier sind sie wieder, wie »im Anfang«, der Geist und das Wasser. Und wieder geht es um den Anfang neuen Lebens: Hier wird eine Braut zubereitet, und eine Hochzeit steht vor der Tür. Der Bräutigam? Jesus! Denn der war zwar nie verheiratet, aber verlobt, wie schon Johannes der Täufer bekannte, Johannes 3:29. Die Braut? Die ihm in diesem Leben die Treue halten. Im Himmel wartet auf sie eine Hochzeit. Und dann, was ist dann zu erwarten? Für uns jetzt unvorstellbare, unbeschreiblich schöne weitere »Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde«!
Die Fortsetzung
Auf die »Zeugungsfolgen der Himmel und der Erde« folgt in der Genesis ein Bericht über entscheidende Ereignisse im Nahen Osten, genauer gesagt in Eden, das im heutigen Irak lag, der Wiege der menschlichen Kultur. Auch zum Verständnis dieser Kapitel gibt es einen biblischen Schlüssel, und wieder eröffnen sich uns dadurch revolutionäre Einsichten, die in unserer Zeit aktueller und wichtiger sind denn je:
»Krieg im Paradies«
Geistliche Schlachten von Eden bis zum Ende dieses Zeitalters
Und noch ein Literaturhinweis:
»Bekenntnisse berühmter Naturwissenschaftler«
Nichts als Zitate von Darwin bis Einstein
Jeweils Gratisdownload von: www.gottesbibel.info
Das Thema »Schöpfung und Evolution« betrifft uns alle, auch wenn wir selbst vielleicht keine Probleme mit der Frage haben, ob die Erde alt ist oder nicht, ob alles Leben von gemeinsamen Vorfahren abstammt oder nicht. Denn Milliarden glauben zwar an einen Gott (circa 80% der Weltbevölkerung), finden aber keinen Zugang zu dem Buch, in dem er sich offenbart, weil ihnen in Schulen und Universitäten, in Kirchen und Gemeinden beigebracht wird, schon die ersten Seiten der Bibel stünden im Widerspruch zu allem, was die Naturwissenschaften zuverlässig herausgefunden haben. Zu diesen Menschen gehören auch viele unserer Nachbarn und Arbeitskollegen, Freunde und Verwandten, ja, vielleicht unsere eigenen Kinder. Wie wichtig ist es, dass hier jedes unnötige Hindernis aus dem Weg geräumt wird!
Der Eingang zum Reich Gottes ist in gewisser Hinsicht schmal, und einige wenige, allgemein als »Autoritäten« oder »Experten« angesehene Bibelausleger können ihn blockieren. Wir sollten alles daran setzen, dass dieser Zugang freigemacht wird von Stolpersteinen, vom Auslegungsschutt vergangener Generationen. Das ganze erinnert daran, wie Jesus schon damals den Tempel energisch von allem reinigen musste, was viele Menschen daran hinderte, in Kontakt mit Gott zu treten, Markus 11:15.
Das eigentliche Ziel ist nämlich nicht, irgendwelche Wahrheiten herauszufinden, sondern Gott persönlich kennenzulernen. Es ist höchste Zeit, dass der Stau vor der Bibel aufgelöst wird, damit die Millionen von Menschen hinein können, um Antworten auf ihre brennendsten Fragen an das Leben zu bekommen. Und das Leben selbst!
Diese Schrift zeigt, dass die Bibel viel glaubwürdiger ist, als die meisten Menschen meinen. Und dass sie leider öfter als man glaubt falsch verstanden wird. Auch von »Bibeltreuen« oder »Bibelexperten«, die vor lauter (Stamm-) Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Der Schlüssel ist: Was steht wirklich geschrieben? Jeder sollte es selbst herausfinden. Und weitersagen.
Diese Schrift ist eine Kurzfassung des Buches:
Schöpfung und Evolution: Der Originaltext der Bibel und die Forschungsergebnisse der Naturwissenschaft
(600 Seiten)
Detaillierte Literaturnachweise finden sich dort.
Beide Schriften, sowie deren englische, russische, französische und niederländische Versionen, dürfen in jeder Form vervielfältigt und verbreitet werden und sind kostenlos herunterzuladen von: www.gottesbibel.info
Dieser vorliegende Artikel kann auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: http://www.schoepfung-durch-evolution.de/media/Armin_Held_R-Evolution.pdf